Way Out Back

Way Out Back

In etwa 3 Stunden ging es per Inlandsflug mitten ins Nirgendwo. Wenn man auf die Karte schaut, sieht man, dass Alice Springs wirklich genau in der Mitte von Australien liegt. Nach Darwin im Norden sowie nach Adelaide im Süden sind es jeweils 1500km. Man kann sich denken, dass es hier nicht viel gibt außer Sand und Sonne. Schon beim Anflug auf Alice Springs konnten wir unendlich wirkende Landschaften mit rotem Sand und wenigen Büschen ohne jegliche Zivilisation beobachten.

Alice Springs selbst ist ein kleines Städtchen mit wenigen Geschäften, Supermärkten und unzähligen Hotels und Hostels. Als wir aus dem Flieger aussteigen, schlug uns die heiße Wand von knapp 40 Grad entgegen. Da es jedoch eine sehr trockene Hitze war im Vergleich zum schwülen warmen Wetter auf den Cook Islands, war es weniger schlimm als erwartet. Per Airport Shuttle ging es zu unserem Hostel, das einen kleinen Garten mit Pool besaß und insgesamt eher alternativ eingerichtet war. Dass der Inhaber des Hostels ein Deutscher ist, war kaum zu übersehen, da im Hof ein VW-Bulli und ein Käfer standen.

Wir bezogen eine kleine Holzhütte im Garten namens “Alpine Hut”. Vor der Hütte standen ein Paar Ski, innen hingen Liftpläne und Wanderkarten aus den Schweizer Alpen und neben dem Bett trohnte ein Plüsch-Hirschkopf.
Abends gingen wir noch kurz in die Stadt und stoppten unterwegs im Botanical Garden. Hier war nicht viel mit Botanical, wir sahen meist verdorrte Büsche und Sand, es hatte seit Monaten nicht geregnet. Sonst war auch kein Mensch dort unterwegs, aber wir sahen insgesamt drei Blackfoot Wallabies, die sich über den menschlichen Besuch wunderten.

Im Restaurant Monte’s gab es im Anschluss einen schönen Biergarten, eigens gebrautes Bier sowie leckere Pizza und Nachos.

Obwohl es unter der Woche war, schienen hier einige Einheimische zu sitzen, die sich einen hinter die Birne kippten. Unser Hostelbesitzer hatte uns vorher schon darüber aufgeklärt, dass die Australier in dieser Stadt (und wohl auch generell) gegen 15 Uhr anfangen zu trinken, sich von Pub zu Pub arbeiten und dann abends um 8 ins Bett fallen, um am nächsten Tag wieder arbeiten zu gehen und das gleiche von vorne beginnt. So ist das wohl hier in der Wüste… Man wird ja ständig darauf hingewiesen, dass man bei den hohen Temperaturen viel trinken soll. Das lässt wohl viel Spielraum für Eigeninterpretation. So gibts hier in einigen Restaurants auch ganz besondere Tagesangebote:

Wir ließen das mit dem Pubcrawl an dem Abend aber sein und gingen früh schlafen, denn am nächsten Tag klingelte der Wecker bereits um 5 Uhr morgens.

Schon ein Jahr zuvor hatten wir zusammen mit den Flügen über unser Reisebüro die Tour Cockatoo Dreaming gebucht, für 3 Tage und 2 Nächte sollte es in Outback sowie zum Ayers Rock gehen. Irgendwie fiel uns kurz vorher auf, dass wir weder eine Bestätigung der Tour, noch eine Liste mit Dingen, die man mitbringen sollte, hatten. Per Telefon fanden wir dann zumindest raus, dass wir um 6 Uhr morgens abgeholt werden. Also packten wir mal nach Gefühl…
Pünktlich um 6 wurden wir dann tatsächlich von unserem Guide Joe im klimatisierten Minibus am Hostel abgeholt. Unsere Namen standen auf seiner Liste, daher brauchten wir auch keinen Voucher oder ähnliches.

Wir fuhren dann zunächst die 450km bis Uluru, wo die Tour eigentlich starten sollte. Gefühlt war es dort noch heißer als in Alice Springs, das Thermometer zeigte 41 Grad. Zudem wurden wir vom eigentlichen Ureinwohner in diesem Gebiet empfangen: Fliegen. Millionen davon. Und alle schienen nur eins zu wollen: möglichst ins Gesicht fliegen und besser noch in die Nase oder den Mund krabbeln. Zum Glück hatte Joe uns auf der Fahrt vorgewarnt und jeder aus der Gruppe hat sich an einer Tankstelle für 4 Euro ein Fliegennetz für über den Kopf gekauft. Nicht gerade das stylischste Accessoire aber durchaus hilfreich.

Wir “checkten” auf dem ersten Campingplatz ein und es gab leckere Sandwiches zum Mittagessen. Unser Nachtlager bestand aus mehreren einfachen Hütten mit Doppelbetten und einem kleinen offenen Küchenbereich. Etwa 500m entfernt gab es sehr gute Duschen und Toiletten. Wir hatten es wirklich deutlich “einfacher” erwartet. Uns wurden zudem kostenlos Bettlaken und Schlafsäcke angeboten, was uns dann schon etwas verwunderte, denn wir hatten vage in Erinnerung, dass wir bei der Buchung der Tour angeben mussten ob wir eigene Schlafsäcke haben oder für 30 Euro einen Schlafsack mieten wollen. Wir hatten eigene dabei, die jetzt natürlich nicht nötig gewesen wären.

Nach dem Mittagessen stießen noch ein paar Tourteilnehmer hinzu und unsere bunt gemischte internationale Gruppe von 16 Leuten im Alter von 25-65 Jahren (Deutschland, Schweiz, Spanien, Schweden, La Réunion, Australien) war vollständig. Joe fuhr uns daraufhin zum Uluru/Ayers Rock und wir konnten den riesigen roten Koloss im Nirgendwo erstmals aus der Nähe sehen.

Danach besuchten wir das Visitor Center, wo man vor allem viele Informationen über die Aborigines, deren Lebenskultur und deren mystische Geschichten rund um Uluru erhalten konnte. Zurück im Bus kündigte Joe einen Besuch bei einer Aborigine-Dame an und ließ uns wissen, dass wir anstattdessen einen Spaziergang am Uluru machen könnten, da dieser Teil der Tour offensichtlich nicht bei uns inkludiert war. Erneut wunderten wir uns darüber und fragten uns, ob wir hier irgendwie falsch sind…

Die zwei französischen Frauen aus La Réunion waren jedoch auch davon betroffen und durften nicht mit zur Aborigine-Dame. Die beiden waren aber auch insgesamt etwas verpeilt und wussten nie so genau, was als nächstes auf dem Programm stand, in welches Hotel sie danach müssen oder wann ihr Flug geht. Sie nahmen es aber mit Leichtigkeit und lebten so in den Tag hinein. Wir finden es super, dass sie mit 65 noch die Welt zusammen bereisen (als nächstes geht es wohl für zwei Monate nach Thailand).

Zusammen mit ihnen liefen wir also anstattdessen bei brütender Hitze etwa 45 Minuten am Uluru entlang mit seeehr viel Wasser im Gepäck. Laut Joe kann man auch ohne Probleme bei 50 Grad draußen sein, wenn man nur genug trinkt. Die Französinnen nahmen das nicht allzu ernst, da sie ja nach eigener Aussage aus Afrika kommen und sich mit Hitze auskennen. Eine von ihnen blieb dann schließlich nach 2/3 der Strecke auf einer Schattenbank sitzen, weil sie nicht mehr konnte und wollte zurück zum Bus laufen. Aufgrund der Sprachbarriere und der besagten generellen Verpeiltheit hatte sie scheinbar nicht mitbekommen, dass Joe mit dem Bus am Ende der Strecke wartete. Chris lief also nochmal zurück, um sie einzusammeln und zurück zum Bus zu bringen, darüber war sie sehr dankbar.

Gegen Abend fuhren wir dann zu einem anderen Aussichtspunkt am Uluru, um den Sonnenuntergang zu sehen. Hier packte Joe kalten Sekt für alle und Kekse aus. Hier fiel uns dann endgültig auf, dass wir uns garnicht auf der Tour befanden, die wir gebucht hatten.

Auf Nachfragen erfuhren wir, dass wir wohl die einzigen waren, die Cockatoo Dreaming gebucht hatten und sie uns deshalb anstattdessen auf die Goanna Dreaming Tour geschickt haben. Die Tourpläne waren ungefähr gleich, jedoch war die jetzige Tour wohl eigentlich doppelt so teuer – also alles richtig gemacht 🙂

Die qualitativ höhere Tour spiegelte sich auch in der Verpflegung wieder. Abends gab es leckeres Känguru Chili mit Reis, dazu servierte Joe leckeren Weiß- und Rotwein. Dann ging es früh ins Bett, abends gingen die Temperaturen zumindest auf etwa 25 Grad runter, sodass man einigermaßen schlafen konnte.

Am nächsten Morgen wurden wir von Joe mit sanfter Outbackmusik geweckt… Bzw. mitten in der Nacht – es war erst 4:45 Uhr. Aufgrund der Hitze wollten wir jedoch früh in den Tag starten, daher mussten wir so früh aufstehen. Nach dem Frühstück mit richtigem Kaffee, Toast, Müsli und frischen Obstsalat ging es mit Sack und Pack zunächst auf den Anzac-Hill bei Uluru, um den Sonnenaufgang anzuschauen.

Danach fuhren wir in den etwa 45 Minuten entfernten Kata-Tjuta Nationalpark. Hier starteten wir gegen 8 Uhr unsere Wanderung. Es ist wichtig, früh hier zu ein, da die Wanderwege ab 11 Uhr gesperrt werden, da es dann zu warm und damit auch gefährlich wird. Joe konnte von einigen Menschen berichten, die bei großer Hitze mit zu wenig Wasser zu Wanderungen aufgebrochen waren und sich verlaufen oder die eigene Kraft überschätzt haben. Deren Schicksal war dadurch besiegelt.

Es ging etwa 2,5 Stunden durch den Nationalpark mit seiner imposanten roten Gesteinslandschaft. Joe erblickte ab und an ein paar seltene Vögel, die er zuvor per Vogel-Geräusch-App angelockt hatte, um sie zu fotografieren. Zwischendurch gab es Schokokekse zur Stärkung.

Gegen Mittag fuhren wir dann zurück nach Uluru, wo wir in einem Resort zum Mittagessen einkehrten. Während Joe Burgerfleisch über dem Grill zubereitete, konnten wir ein kühles Bad im Pool nehmen. So haben wir uns eine Backpacker-Tour vorgestellt.

Nach dem Mittagessen ging es wieder auf eine längere Busfahrt (ca. 3 Stunden) zum nächsten Campingplatz am Kings Canyon. Unterwegs kamen wir an einem riesigen Salzsee in der Wüste vorbei.

Ansonsten sah man lange Zeit nichts außer Sand und Wüste. Irgendwann stoppte der Bus, da am Straßenrand ein liegengebliebenes Auto stand. Der rechte Vorderreifen war völlig zerfetzt, der eine Hinterreifen hatte nur noch wenig Luft. Im normalen Fünfsitzer saß eine siebenköpfige Aborigine-Familie mit vier Kindern. Sie fragten nach einer Luftpumpe für den Hinterreifen, der nicht mehr vorhandene Vorderreifen schien sie weniger zu interessieren. Angeblich sei schon jemand mit Hilfe unterwegs. So ließen wir nur etwas Wasser da und fuhren weiter, informierten aber dennoch die Ranger über deren missliche Lage.

Danach stoppten wir an einer Raststation, die nebenan eine kleine Weide mit hungrigen Kamelen, Pferden und Eseln hatten.

Der zweite Campingplatz war ähnlich aufgebaut wie der erste, außer dass man die Duschen für warmes Wasser mit Feuerholz hätte anfeuern müssen. Bei der Hitze waren jedoch die oberflächlichen Wasserleitungen so aufgeheizt, dass es sowieso nur warmes Wasser gab – kaltes Wasser wäre uns auch recht gewesen.

An dem Abend gab es ein großes Barbecue mit marokkanischem Hühnchen, Würstchen und diversen leckeren Salaten und Knoblauchbrot. Es war von großem Vorteil, dass Joe früher mal einige Restaurants besessen und geführt hatte – das Essen war wirklich mega! Als es richtig dunkel war, erklärte Joe uns einiges zu den Sternen über uns. Wir waren dort so weit weg von jeglicher Zivilisation, dass der Sternenhimmel unfassbar schön war. Wir konnten neben dem Southern Cross und Orion sogar die Milchstraße und zwei Magellanwolken sehen. Zusätzlich zu den unzähligen Sternschnuppen natürlich.

Die Nacht verbrachten wir in einem Swag unter freiem Sternenhimmel. Ein Swag ist so etwas wie ein tragbares Feldbett zum Ausrollen.

In dieser Nacht wehte jedoch unerwarteterweise ein starker Wind, sodass Mira und einige andere doch irgendwann in die Hütten umgezogen sind, da sie wegen dem Wind ständig Sand im Gesicht hatten. Chris ließ sich davon jedoch nicht stören und konnte bei jedem zufälligen Aufwachen die Milchstraße aus einem neuen Blickwinkel sehen.

Am nächsten Morgen wurden wir wieder um 4:45 von Joes Outbackmusik geweckt. Nach dem Frühstück fuhren wir in den Kings Canyon, um dort eine Wanderung zu machen. Hier wird der Weg bereits ab 9 Uhr wegen der Hitze gesperrt.

Wir starteten gegen 7 Uhr und wanderten durch die beeindruckende Landschaft des Canyons.

Unterwegs stoppten wir am “Garden Eden”, eine kleinen Oase mitten in der Wüste. Wer jedoch denkt, am Uluru oder Kata-Tjuta gäbe es viele Fliegen, der irrt gewaltig. Am Kings Canyon erwarteten uns ganze Armeen von Fliegen, die sich summend auf uns stürzten. Joe hat am meisten gelitten, da ihm ab und an mal eine Fliege in den Rachen geflogen ist, wenn er gerade etwas erklärt hat und er daran immer halb erstickt ist.

Nach etwa drei Stunden waren wir wieder am Bus und es gab Wraps für alle. Danach ging es erneut in einer dreistündigen Busfahrt, teils auf Schotterstraßen, nach Ormiston Gorge im West MacDonnell Nationalpark. Hier befindet sich ein kleines Süßwasserloch mit Strand mitten zwischen roten Felsklippen und wir konnten eine Runde schwimmen gehen.

Dann wurde ein Teil der Gruppe incl. uns von einem Fahrer abgeholt und zurück nach Alice Springs gebracht. Der Rest der Gruppe hatte noch eine weitere Nacht gebucht. Zurück in der Zivilisation checkten wir wieder im selben Hostel ein und freuten uns sehr über unsere Alpine Hut mit Klimaanlage. Abends gingen wir noch mit Laura und Jonathan (Zürich) von der Tour etwas essen, bevor wir dann müde ins Bett fielen.

Am Folgetag konnten wir immerhin bis 7 schlafen, um dann den Flug nach Cairns zu nehmen.

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