Tag 8 McLaren Falls – Wai-O-Tapu – Moana Roa Reserve (192km)
Unser weiterer Weg führte uns in den zentralen Teil von Neuseelands Nordinsel. Hier befindet sich rund um die Stadt Rotorua ein riesiges Geothermalgebiet mit unzähligen Wasserkratern vulkanischen Ursprungs. Hier kommt entweder Dampf aus der Erde oder kochend heißes blubberndes Wasser, Öl oder Schlamm. Alles davon war ziemlich übelriechend, da häufig Schwefelbestandteile enthalten waren. Auch Eisen und Magnesiumanteile waren dabei, was den Felsen um die Krater herum eine charakteristische Farbe gab. Einer der bekanntesten Geothermalparks ist der Park in Wai-O-Tapu. Diesen besuchten wir an einem sonnigen Vormittag für etwa 18 Euro p.P. Besonders der “Champagne Pool” war ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Hier wollte man trotz des Namens lieber nicht rein fallen oder daraus trinken.
Auf dem Weg zu unserem angepeilten Übernachtungsspot kamen wir an einem äußerst witzigen Angebot vorbei: “Minigolf mit Hasen”. Da wir seit den Cook Islands sowieso noch eine Revanche im Minigolf offen hatten, blieben wir kurzerhand stehen und spielten eine Runde. Von den insgesamt 6 Hasen auf dem Gelände war es 5 viel zu warm und sie versteckten sich irgendwo. Nur ein besonders beleibtes Exemplar hatte es sich auf Bahn 3 gemütlich gemacht und war nicht so begeistert, dass jetzt Bälle angerollt kamen.
Nach 18 Runden war klar, dass Minigolf wohl der einzige Ballsport ist, bei dem Mira eine Chance gegen Chris hat. Im Anschluss ging es zum Freedom Camping im Moana Roa Reserve, einem schönen freien Campingplatz direkt am Fluss, nicht weit weg von Hobbiton, wo wir für den folgenden Tag eine Tour gebucht hatten.
Tag 9 Moana Roa Reserve – Hobbiton Film Set – Waitomo Caves – Start Mangorai Trek/Mt. Taranaki
Am nächsten Tag klingelte der Wecker bereits um 6 Uhr, denn wir hatten die erste Tour im Hobbiton Movie Set für ca. 50€ pro Person gebucht, damit wir keine anderen Touristen im Bild haben.
In dieser Gegend zentral auf der Nordinsel hat Herr der Ringe-Regisseur Peter Jackson vor vielen Jahres aus der Luft die Farm der Familie Alexander entdeckt, die sich perfekt für die Darstellung des Auenlandes im Film eignete. So wurden aus vielen kleinen Hügeln schließlich Hobbithöhlen mit runden Türen und süßen Vorgärten und am See wurde die Kneipe Dragon’s Inn errichtet.
Es gibt am Movie-Set nur ein Hobbithaus, in welches Touristen einkehren können, aber auch dort ist nichts drin, sondern es bot nur etwas Platz für die Kameras, um nach draußen zu filmen. Alle Indoor-Szenen in den Häusern wurden nämlich im Filmstudio in Wellington gedreht. Interessant war auch, dass die Häuschen unterschiedliche Maßstäbe hatten, um die Größenunterschiede der kleinen Hobbits im Vergleich zum großen Gandalf gut darzustellen, denn die Schauspieler waren normal große Menschen.
Es wurden hier trotz der schon vorherrschenden perfekten Landschaftsverhältnisse keine Kosten gescheut, um das Auenland perfekt zu machen. Die durch Tolkien im Buch beschriebenen Pflaumenbäume waren beispielsweise zu groß für das Gesamtbild, daher hat man für den Film kleinere Apfelbäume geplanzt, alle Blätter und Früchte manuell entfernt und schliesslich fiktive Pflaumenbaumblätter herangebastelt. Die im Buch beschriebene Eiche über Bilbos Zuhause Beutelsend stand dort natürlich auch nicht zufällig. Die Eiche wurde komplett künstlich dort erstellt, dafür wurden über 250000 Blätter aus Taiwan gekauft, eingeflogen und mit Kleber Stück für Stück angebracht. Wahnsinn. Nur aus nächster Nähe erkennt man, dass der Baum nicht echt ist.
Die Tour ging etwa 2 Stunden, am Ende durften wir noch im Pub einkehren und ein selbst gebrautes Hobbit-Bier probieren – um 9:30 morgens. Hier ist es wohl eher zweitrangig, dass so gut wie jeder noch fahren muss, aber die Promillegrenze liegt bei 0,5. Chris probierte ein dunkles Ale und Mira entschied sich für einen Apple Cider. Beides war jetzt nicht so, dass es unglaublich positiv im Gedächtnis bleiben würde.
Im Anschluss an die Tour mussten wir schnell weiter, denn über das Sparportal Bookme.co.nz hatten wir eine Glühwürmchen-Höhlentour für 12 Uhr gebucht, die um fast 50% auf 22 Euro pro Person reduziert war. Der Start der Tour lag allerdings im 90km entfernten Waitomo Caves, daher musste Chris Gas geben. Die Tour führte uns zur Footwhistle Höhle, eine etwas kleinere Glühwürmchenhöhle. Bevor wir in die Höhle hinunter stiegen, gab es traditionellen Maori-“Kawakawa”-Tee für alle, der gut für die Gesundheit sein soll und wie eine Art leichter Pfefferminztee schmeckte.
Danach ging es runter in die Höhle, wo Stalagmiten, Stalagtiten und einige Glühwürmchen auf uns warteten. Wir haben allerdings deutlich mehr erwartet und waren am Ende froh, dass wir nicht den Normalpreis gezahlt hatten. Auf dem Glowworm Track auf dem Campingplatz ein paar Tage zuvor war deutlich mehr zu sehen – für kostenlos.
Die nächste Fahrtrichtung wurde nach dem Wetterbericht entschieden: Es ging in den Südwesten zum Egmont Nationalpark, da es hier als einziger Ort auf der ganzen Nordinsel am Folgetag nicht regnen sollte. Hier befindet sich der majestätische Mt. Taranaki, der an diesen Nachmittag allerdings komplett in Wolken gehüllt war. Dank eines Tipps von anderen Campern erfuhren wir vom neu gebauten Parkplatz am Ende der Mangorei Road, direkt am Fuße des Berges sowie am Startpunkt des gleichnamigen “Mangorei Treks”. Dieser öffentliche Parkplatz war bisher nur halb fertig, es gab noch keine Camping-Verbotsschilder und er lag außerhalb einer Evacuation Zone. Somit war per Umkehrschluss Freedom Camping erlaubt, incl. nagelneuer Toilette am Platz. Ein Mann, der scheinbar dort wohnte, kam mit dem Auto vorbei und wies uns zunächst zurecht, dass wir uns AUF den Parkplatz stellen sollen und nicht auf die Straße daneben (obwohl das Straßenschild etwas anderes sagte). Wir staunten jedoch nicht schlecht: Am Steuer saß sein etwa 10-jähriger Sohn, der kaum über den Lenker schauen konnte. Von richtig oder nicht richtig brauchte der uns also nichts erzählen.
Wir fuhren dennoch auf den Parkplatz drauf und waren die Einzigen dort nachts. Es war bei Regen und Nebel die bisher unheimlichste Nacht im Campervan.
Tag 10 Parkplatz Mangorei Road – Mangorei Trek – Stratford – Forgotten World Highway – Whangamomona (112km)
Um 8 Uhr morgens von lautem Getöse geweckt. Die Bauarbeiter hatten ihre Maschinen angeworfen… wie schon erwähnt, war der Parkplatz noch nicht fertig. Wir wachten also mitten in einer Baustelle auf und die Bauarbeiter schauten etwas verwirrt, sagten aber nichts. Nach dem Frühstück ging es also los den Mangorai Trek entlang bis zur Pukehui Hut. Den mit 2h15 angegebenen Weg schafften wir in 1h30, es ging allerdings durchgehend durch den Wald bergauf. Anfangs war es noch wolkenverhangen, klarte aber auf dem Weg nach oben immer mehr auf und zumindest die Spitze des Berges wurde sichtbar.
Kurz hinter der Hütte lag ein kleiner See, der schon als Titelfoto für den Lonely Planet gedient hat. Hier spiegelt sich nämlich bei gutem Wetter der Mount Taranaki. Und siehe da, wir hatten Glück. Nach etwa 20 Minuten geduldigem Warten verzogen sich die Wolken und der Gipfel wurde sichtbar. Es gab also heute doch ein Foto für uns 🙂
Wieder unten am Campervan fuhren wir in die nahegelegene Stadt Stratford zum Waschsalon und zur Dumping Station. Letztere findet man überall im Land, um Abwasser abzulassen und Frischwasser aufzufüllen. Mittlerweile war es Nachmittag und wir steuerten den SH43 an, den “Forgotten World Highway”. Der Highway ist 155km lang und der Name resultiert aus der abgelegenen Lage der Straße in einem weitgehend unberührten, aber wunderschönen ländlichen Gebiet über insgesamt 4 Gebirgssattel.
Angeblich fahren hier pro Tag nur 150 Autos entlang und es gibt weit und breit keine Geschäft und keine Tankstellen. Insbesondere wegen der Abendsonne war es mit die schönste Strecke, die wir bisher in Neuseeland gefahren sind. Wir wunderten uns, wieso dieses Gebiet nicht für das Auenland ausgesucht wurde. Auffällig war, dass hier im südlicheren Teil der Nordinsel viel mehr Schafe zu sehen sind. In Northland waren nämlich eindeutig mehr Kühe als Schafe zu sehen.
Wir stoppten mitten auf der Strecke in der “Republic of Whangamomona” für die Nacht. Ja richtig gelesen, dieser Ort hat wirklich vor rund 25 Jahren seine Unabhängigkeit verkündet. Wenn man möchte, kann man sich sogar einen eigenen Stempel in den Pass geben lassen. Der Campingplatz war super gemütlich mitten in der Natur mit freilaufenden Hühnern und heißer Dusche für 12 Euro zusammen. Nach der Wanderung am Morgen hatten wir uns die Dusche auch verdient.
Tag 11 Whangamomona – Forgotten World Highway – Lake Taupo – Turangi – Waikoko Campsite (153km)
Am nächsten Tag fuhren wir weiter auf dem Forgotten World Highway, unter anderem ging es durch einen langen einspurigen Tunnel. Hier mussten wir erstmal rückwärts wieder raus fahren, weil von der anderen Seite jemand kam und es demjenigen egal war, dass wir schon in den Tunnel hinein gefahren waren.
Insgesamt sind die Kiwis ja wirklich ein freundliches und hilfsbereites Volk, aber beim Autofahren kennen sie nichts, da gilt das Gesetz des Stärkeren. Ab und an zeigen sie dann gerne auch mal den Stinkefinger, warum auch immer. Mittags machten wir kurz Halt am Lake Taupo, dem größten See Neuseelands. Nachmittags wollten wir in Turangi eigentlich einen Kaffee trinken gehen, aber die Stadt war wie ausgestorben und alle Läden hatten zu, sodass wir direkt auf unseren nächsten Freedom Campingplatz gefahren sind und dort selbst Kaffee gekocht haben.
















