Tag 1 Cairns
In Cairns gelandet erwartete uns der absolute Wetterkontrast. Aus der staubigen Wüste mit 41°C und nur 9% Luftfeuchtigkeit ging es für uns in schwüle 30 Grad bei exakt 100% Luftfeuchtigkeit. Es regnete nämlich in Strömen, sodass wir uns erstmal per Uber ins Hostel retteten. Hier kümmerten wir uns um die weitere Reiseplanung und buchten über das Hostel für einen absoluten Sonderpreis eine zweitägige Segeltour zu den Whitsunday Islands für die nächste Woche.
Später am Tag hörte es endlich mit dem Regen auf und wir fuhren mit dem kostenlosen Hotelshuttle ins Stadtzentrum. Hier gibt es jeden Abend einen Asia-Nightmarket, es verschlug uns jedoch eher in die Bar-/Restaurantstraße – auch in Cairns wollten schließlich die Burger probiert werden. Wir landeten in einem Burgerladen, den der Hostelbesitzer empfohlen hatte und wurden nicht enttäuscht.
Im Anschluss hielten wir Ausschau nach einem Irish Pub mit Live Musik, wurden aber irgendwie nicht fündig. In einem kleinen Club schien ein bisschen was los zu sein, also versuchten wir dort unser Glück. Zu diesem Zeitpunkt dachten wir noch, dass es hier an einem Sonntag höchstwahrscheinlich eher entspannt zu geht. In den nächsten 60 Minuten änderte sich das jedoch, als nach und nach immer mehr mutmaßliche jüngere europäische Inselbewohner die Bar betraten, bzw. hineinstolperten. Die Gruppe war einfach durchgehend hackedicht! In Anbetracht der knappen Kleidung der Mädels und der unmissverständlichen Mimik und Gestik der Jungs hielten wir kurzerhand Ausschau nach eventuellen Kameras, da wir vermuteten, dass hier die neueste Folge von Geordie Shore gedreht wurde. Das Ganze schien jedoch die reinste Realität zu sein. Und so machten wir es uns gemütlich und beobachteten bei Bier und Cider die Szenerie. Nach und nach flog einer der Besoffenen aus dem Club. Schade, wir hätten so gerne gesehen, wer von ihnen denn nun bei den aufetakelten Mädels das Rennen macht. Und es kam irgendwann der Moment, da denkt man, es könne schlimmer und peinlicher nicht werden – dann kam die Bedienung mit einer Liste und fragte, ob wir nicht beim Wet T-Shirt Contest mitmachen wollen. An einem Sonntag! Wir haben dankend abgelehnt, wollten uns das Ganze aber aus sicherer Entfernung anschauen. Den Contest hat übrigens eine Engländerin gewonnen. Aber nur, weil sie das mit dem Wet T-Shirt nicht so ernst genommen hat, sondern sich direkt nach drei Sekunden das Shirt vom Leib gerissen und ihre F-Oberweite der Welt gezeigt hat. Das Preisgeld dafür war 200 Dollar (etwa 120 Euro). Mit einer Stimmung irgendwo zwischen Kopfschütteln und Lachflash verließen wir die Bar und gegen halb 2 ging es per Uber wieder ins Hostel.
Tag 2 Cairns – Daintree Rainforest (121 km)
Am nächsten Morgen ging es zur Filiale von Travellers Autobarn und wir holten unseren Campervan ab. Da es das gleiche Modell wie in Neuseeland war, brauchten wir keine erneute Einweisung. Ein paar Unterschiede gab es dennoch: Der Van war nochmal 20cm höher als der letzte und insgesamt ein etwas neueres Modell. Der größte Unterschied war jedoch, dass es keinen Grey Water Tank gab – das Abwasser lief einfach unten aus dem Auto raus auf die Straße. Etwas fragwürdig, aber wir stellten einfach mal keine Fragen und machten uns auf den Weg zum Supermarkt, wo wir uns für die nächsten zwei Wochen mit Essen eindeckten. In Australien wird sämtliches Bier nur in Liquorstores verkauft, die man als Minderjähriger nicht betreten darf. Der Verkäufer empfahl uns eine Fahrt nach Norden in den Daintree Rainforest. Dies lag zwar eigentlich in der genau gegengesetzten Richtung, in die wir fahren wollten, aber auf die Locals sollte man ja hören. Und da wir zu dem Zeitpunkt sowieso noch nicht wussten, wo wir hinfahren wollten, kam uns der Tipp sehr gelegen. So fuhren wir die 121 km nach Norden in den Daintree Nationalpark. Hier befindet sich der größte zusammenhängende Regenwald des australischen Kontinents, der teilweise bis an die Meeresküste reicht. Auf dem Weg mussten wir den Daintree River mit einer Autofähre überqueren.
Auf halben Weg zur bekannten Siedlung Cape Tribulation fanden wir einen schönen Campingplatz mitten im Regenwald. Wir kamen abends pünktlich zur Wallaby-Fütterung an, auf dem Gelände befand sich nämlich auch eine kleine Aufzucht für verletzte Kängurus. So nahmen sich die Kleinen dankbar Gemüse und Trockenfutter direkt aus unserer Hand.
Vom Campingplatz selbst gingen ein paar kurze Wanderwege direkt in den Regenwald, wo man verschiedene Tiere erblicken konnte. Angeblich sollte hier auch ein Cassowary leben, ein truthahnähnlicher Riesenvogel. Trotz aller Mühen konnten wir ihn jedoch nicht finden. Dafür sah man andere mehr oder weniger süße Tiere…
Tag 3 Daintree Rainforest – Palm Cove (137km)
Morgens liefen wir zunächst nochmal die Wege am Campingplatz ab und hielten Ausschau nach dem Cassowary… leider vergebens.
Wir fuhren dann bis Cape Tribulation in den Norden, aber hier war die Straße sandig und man wäre nur noch mit Allradantrieb weiter gekommen. An Cape Tribulation selbst war eine wunderschöne Küste mit feinem Sandstrand.
Schwimmen gehen sollte man hier jedoch nicht, es sei denn man möchte von einem Krokodil gefressen oder von Quallen vergiftet werden.
Wir haben hier gelernt, dass die Krokodile nicht nur in den Flüssen bleiben, sondern gelegentlich auch aufs Meer hinaus schwimmen. Marine Stingers, also Quallen, gibt es hier von November bis Mai. Man muss sich also mit dem Blick aufs Meer begnügen anstatt reinhüpfen zu können.
Wir machten uns dann wieder auf den Weg nach Süden und stoppten am Dubuji Boardwalk. Dieser Track dauerte etwa eine Stunde und ging abwechselnd durch Regenwald und Mangrovenwälder.
Im Anschluss besuchten wir ein nahegelegenes Swimming Hole. Die Besitzer des Restaurants nebenan warben damit, dass diese Stelle krokodilfrei sei, da alle Krokodile als Fleisch auf ihren Burgern landen. Also sprang Chris mal kurz rein und erfrischte sich neben Fischen und einer Schildkröte.
Auf dem weiteren Weg nach Süden kamen wir an zwei Eisdielen vorbei. Die erste war auf einem riesigen Grundstück gelegen. Während man das leckere Eis löffelte, konnte man über die Wiesen laufen und die verschiedenen Bäume und Sträucher anschauen, die Heimat der exotischen Früchte sind, aus denen das Eis gemacht wurde. Die zweite Eisdiele hatte ebenfalls sehr leckeres Eis, vor allem die Sorte “Daintree Rainforest”, eine Mischung aus Beeren, Kokosnuss und Ingwer hat uns gut gefallen.
Wohl gesättigt ging es dann zum Jindalba Walk. Hier führte ein Weg etwa 2 Stunden über Stock, Stein und Fluss quer durch den Regenwald. Einen Cassowary haben wir hier leider auch hier nicht gesehen, aber dafür schlängelte sich direkt vor uns eine schwarze Schlange über den Weg und wir sahen einige Riesenspinnen.
Schließlich fuhren wir wieder zurück Richtung Cairns und schlugen unser Nachtlager im kleinen Strandort Palm Cove auf. Hier gab es wieder guten Handyempfang, sodass wir am nächsten Morgen nicht nur den wunderschönen Sonnenaufgang, sondern auch das Spiel Dortmund – Tottenham anschauen konnten.
Tag 4 Palm Cove – Glacier Rock – Wongaling Beach (166km)
Am Folgetag fühlten wir uns gut ausgeruht und wollten mal wieder einen kleinen Berg besteigen. Hier bot sich der Glacier Rock an, es sollte etwa 1,5 Stunden bergauf zu einem Aussichtspunkt gehen, von dem man einen tollen Blick auf Cairns und die Ostküste haben sollte. Der Weg war nicht sehr steil aber bei einer so hohen Luftfeuchtigkeit und 30 Grad fühlten wir uns bereits nach zehn Minuten als würden wir gerade den Mt. Everest besteigen. Der Ausblick oben war es jedoch wert.
Zur Belohnung konnten wir danach unten in den krokodilfreien Stoney Creek hüpfen und uns abkühlen.
Wir fuhren dann weiter zum Mission Beach bzw. dem etwas südlich davon gelegenen Wongaling Beach. Hier ließen wir den Abend gemütlich am Campingplatz am Strand ausklingen und unterhielten uns mit einigen Langzeitcampern.
Tag 5 Wongaling Beach – Cardwell Spa Pools – Ingham (148km)
Am nächsten Tag hatten wir wenig Lust, irgendwas Anstrengendes zu tun, also gingen wir nach dem Frühstück erstmal ausgiebig Kaffee trinken im Örtchen Cardwell.
Im Anschluss fuhren wir etwas außerhalb vom Ort zu den Spa Pools. Hier befindet sich eine wunderschöne Badestelle am Fluss, die wohl eigentlich ein Touristenmagnet ist. Da momentan aber Wet Season und damit Nebensaison ist, war hier kaum etwas los und wir konnten in Ruhe planschen.
So zog der Tag dahin und wir machten danach nicht viel mehr als weiter nach Süden zu fahren. Am Campingplatz in Ingham gab es ebenfalls einen Pool, wo wir den Abend verbrachten.
Tag 6 Ingham – Wallaman Falls – Townsville (213km)
Nach einer sehr regenreichen Nacht frühstückten wir gemütlich im Van und hörten, wie der Regen auf das Autodach prasselte. Ja, es regnete noch immer und weit und breit waren nur dunkle Wolken zu sehen. Wir wollten eigentlich gern zu den Wallaman Falls, dem größten Single-Drop-Wasserfall Australiens. Nach einer Unterhaltung mit dem Campingplatz-Besitzer, riet dieser uns trotz des Regens dorthin zu fahren, da das Wetter dort wohl anders sein könnte. Also ging es los und wir machten uns auf, die 51km ins Inland hinter uns zu bringen. Irgendwie wurde der Regen heftiger und auf dem Weg passierten wir kleine Brücken, unter denen das Wasser schon bedrohlich nah herankam. Wir machten uns etwas Gedanken, ob wir den Weg je zurück schaffen und nicht vor überfluteten Straßen stehen. Genau das passierte nämlich einige Wochen zuvor in Queensland und es herrschte ein Ausnahmezustand. Auf dem weiteren Weg mussten wir immer wieder anhalten, da die Straßen teilweise von Rindern bevölkert wurden und diese bewegten sich ganz mit der australischen Gelassenheit nur langsam vom Fleck.
Wir erreichten die Wallaman Falls überraschenderweise tatsächlich im Trockenen, wie bestellt.
Also machten wir uns schnell auf den Weg, solange es trocken blieb. Angefangen vom Ausblick von oben auf den Wasserfall, der 278m hoch ist, ging es bis runter zum Fuße des Wasserfalls.
Insgesamt war die Strecke mit 3,2km hin und zurück angegeben und man schafft das Ganze in 1,5h-2h. Der Weg führte teilweise recht steil durch den Dschungel und immer schwüler werdende Luft.
Unten am Wasserfall konnte man sogar ins Wasser gehen, sofern man die davor liegenden großen Gesteinsblöcke überwinden wollte. Bei Nässe ist hier Vorsicht geboten, da die Steine sehr glitschig sind. Wir haben uns daher das Baden erspart, zudem schaute das Wasser durch den Regen sehr schmutzig aus. Der Wasserfall und die Felswand waren dagegen sehr sehenswert. Komplett durchgeschwitzt und gut sportlich betätigt kamen wir wieder an unserem Van an. Das Gute war, dass es einen Wasserhahn gab, an dem man sich etwas säubern konnte. Andere Leute haben sich unter diesem auf 1m Höhe befindlichen Wasserhahn komplett geduscht…Not macht erfinderisch!
Nach dem Wasserfall ging es zurück nach Ingham zum Tanken, auf ein Eis und einen Kaffee sowie weiter nach Townsville. Townsville erreichten wir nach weiteren 1,5h und checkten an unserem Campingplatz in Meeresnähe ein. Hier haben wir als erstes unsere Wäsche angesetzt und sie auf die Wäscheleine unseres etwa 75 Jahre alten Nachbarn gehängt, da alle offiziellen Wäscheleinen bereits benutzt waren. Unser Nachbar war schon ein paar Tage länger da als wir… naja so ungefähr 24 Jahre. Ist schon witzig, was man so für Leute trifft. Ihm gefiel das Leben im Zelt und er fand den Ort schön und so dachte er sich, er bleibt mal eine Weile.
Nach dem wir uns frisch gemacht und erholt hatten, machten wir uns an dem Freitagabend per Fußweg auf zu einem Burgerladen namens “Grill’d”, welcher einer der besten hier sein soll.
Die Stadt hat ca. 180.000 Einwohner und ist nicht so klein wie sie scheint, deswegen dauerte es für uns etwa eine Stunde Fußweg, um dorthin zu kommen. Der Weg führte uns aber an der Küste entlang, am botanischen Garten vorbei und dem Rock Pool. Der Rock Pool ist ein künstlich angelegter Pool, der mit Meereswasser gespeist wird, aber ziemlich sicher vor gefährlichen Meeresbewohnern ist. Bei all den schönen Küsten und Stränden sind solche künstlich angelegten Pools die einzige Möglichkeit, um in der Stinger-Season schwimmen gehen zu können.
Am Rock Pool startet dann auch die hier so bekannte Strandpromenade “The Strand”. Gut, außer dem Strand auf der einen Seite und ein paar Restaurants auf der anderen Seite sowie etliche Hotels und Unterkünfte gibt es hier nicht viel. Dennoch ist es angenehm auf dem Fußgängerweg dazwischen entlang zu laufen. Nach unserem einstündigen Spaziergang haben uns unseren Burger auch verdient gehabt. Die Pommes waren leider nicht wirklich gut, dagegen hätten wir von den Burgern auch zwei verdrücken können ;-).
Im Nachgang ging es dann in die nicht weit entfernte “Flinders St.”, wo es einige Bars und Clubs gibt. Hier war schon einiges los und ab und an sogar Schlangen vor den Clubs. Wir wollten aber eher gediegen etwas Livemusik hören, mussten dafür aber im Irish Pub “Flynn” noch bis 22:30 Uhr warten, was für australische Verhältnisse recht spät ist. Also vertrieben wir uns die Zeit vorher im “Mad Cow”, was als Bar getarnt war, sich aber eher als Disko entpuppte. Frisch gezapftes Bier suchte man hier vergebens, dafür gab es wahlweise Dosen- oder Flaschenbier. Zurück am Irish Pub war mittlerweile wieder ein ID-Scanner aufgebaut, was wir ja schon von Sydney kannten. Drinnen hatten wir einen lustigen Abend und unterhielten uns neben der Musik noch mit einigen Australiern. Zurück ging es dann nicht mehr zu Fuß, sondern per Uber für 6€. Die Schlange am offiziellen Taxistand war einfach zu lang. Die Taxis halten auch nicht auf Zuruf! Nein, es wird geordnet zum einzig offiziellen Taxistand gefahren und die Schlange abgearbeitet.
Tag 7 Townsville
Den nächsten Tag verbrachten wir hauptsächlich mit Ausschlafen, Essen im Van und ein paar Filmen, da es die ganze Zeit regnete. Unsere Wäsche durften wir nochmal waschen, da wir vergessen hatten, sie vor dem Regen abzuhängen. Am späten Nachmittag gingen wir nochmal zum Rock Pool zum Abkühlen. Zusätzlich gab es Fish and Chips für relativ günstige 7,50€ und einer Portion, die wir beide nicht schafften. Da es am Abend wieder etwas regnete, machten wir uns ebenfalls wieder im Van gemütlich und schauten kurz nach Mitternacht noch die Bundesliga :-).


































