Aus dem schönen argentinischen Teil Patagoniens machten wir uns dann auf in den chilenischen Teil nach Puerto Natales. Die Reise führte uns mit einem sehr gut ausgestatteten Bus über 6 Stunden nach Chile für umgerechnet 21€ pro Person. In der Zeit inbegriffen war die Grenzkontrolle über eine Stunde. An der argentinischen Seite musste jeder ohne Gepäck raus, sich den Stempel der Ausreise holen und in der Zwischenzeit lief ein Beamter durch den Bus und kontrollierte jede Reihe. Was genau kontrolliert wurde, blieb uns verborgen. Auf der chilenischen Seite kam dann der größte Zeitverlust. Jeder Passagier hatte ein DIN-A4 Papier auszufüllen mit Angabe über mitgebrachten Speisen. Diesmal hieß es, sämtliche Gepäckstücke raus (Selbst Fahrräder im Kofferraum mussten herausgeholt werden). Beim Grenzbeamten holten wir uns unsere Stempel und dann ging es zum Sicherheitsband, wo die Gepäckstücke durchleuchtet wurden. Hier musste man aber auch erst den Zettel abgeben. Erst jetzt haben wir verstanden, dass es sich bei der Kontrolle, um eine reine Lebensmittelkontrolle handelte und vom chilenischen Gesundheitsamt veranstaltet wurde. Tomaten, Äpfel, Zwiebeln, Knoblauch mussten bspw. dableiben, Nüsse, Pfeffer, Bananen, Mate waren ok. Hier versucht man wohl mitreisende Schädlinge fernzuhalten. Interessanterweise wurde jeder Pkw genau gefilzt, alle Mitfahrer raus, alle Türen auf und ein Beamter durchsuchte das Fahrzeug. Nach dem ganzen Prozedere ging es dann endlich weiter und wir kamen an unserem Hostel in Puerto Natales an, wo uns bereits drei Hunde und eine Katze freudig erwarteten. Jetzt hieß es, den Bus zum Nationalpark Torres del Paine zu buchen (10€ p.P.), Abendbrot zu besorgen und Snacks einzukaufen. Hier wollten wir in 5 Tagen den W-Trek laufen.
Selbstverständlich nach dem Spiel BVB-Bayern zu dem wir Bier aus Patagonien aufs Haus von Diego, dem Besitzer, bekamen. Das Lager Bier „Austral“ ist tatsächlich sehr gut trinkbar und wurde von einem deutschen Einwanderer ins Leben gerufen. Generell haben relativ viele Chilenen deutsche Vorfahren, was uns bereits Adolfo in Buenos Aires erzählte. Im Supermarkt haben wir uns dann ein 1,5 Kg Stück Fleisch für 8€ besorgt, welches wir mit Steffi und Stefan teilten. Die beiden lernten wir im Hostel kennen und sie hatten auch geplant, am Folgetag in den Torres del Paine zu fahren.
Zurück zum Supermarkt: Neben Salami, Chorizo, Eiern, Nüssen, Crackern und Mais (Chris hatte Lust auf Mais aus dem Tetrapack) schauten wir uns bei den Spirituosen um. Jeder empfahl uns etwas Alkoholisches mitzunehmen, da der Alkohol für die ein oder andere kühle Nacht im Zelt oder unterwegs behilflich ist. Solche Tipps sollte man nicht einfach so unter den Teppich kehren, dachten wir uns und nahmen diese sehr ernst! Wir entschieden uns für den Pisco. Pisco ist die Nationalspirituose in den meisten südamerikanischen Staaten mit 46%alc. und wird aus Trauben gewonnen. Geschmacklich kommt es einem Whiskey durch den holzigen Geschmack nah. Sollte man auf jeden Fall mal probiert haben.
Nach dem stärkenden Abendessen ging es an das schwierige Packen, denn die großen Rucksäcke blieben zurück und nur das absolut Notwendigste konnte in den kleinen Wanderrucksäcken mitgenommen werden. Wir wollten uns schließlich nicht auf den langen Wanderungen totschleppen. Mit Snacks, gefüllten Wasserflaschen, warmer Skiunterwäsche, Unterwäsche, Regenjacke, Regenhose, Wanderhose, zwei Shirts, Pulli, Handtuch, Duschzeug, Sonnencreme, Kamera, Powerbank konnte es am frühen Morgen losgehen.
Tag 1 Puerto Natales nach Refugio Grey (11km, strahlender Sonnenschein)
Am ersten Tag hieß es früh aufstehen, denn der Bus in den Torres del Paine Nationalpark fuhr bereits um 7:15 Uhr am Busbahnhof, der natürlich am Ende der Stadt auf einem Berg liegt. Nach einem schnellen Frühstück mit leckeren Spiegeleiern von Steffi und Stefan ging es dann Hals über Kopf los, da wir natürlich mal wieder getrödelt hatten und viel zu spät waren. Der Bus fuhr etwa 2 Stunden bis zur Laguna Amarga, dem Eingang des Parks. Hier mussten alle aussteigen und 4 Schritte durchlaufen. 1. Ein Video über die Regeln im Park anschauen (Den Raum mit dem Video haben wir leider nicht gefunden), 2. Einen Zettel mit unseren Daten ausfüllen, 3. Tickets kaufen: Hier waren wir gleich mal 42000 Pesos los, umgerechnet 25 Euro pro Person. Als 4. Schritt hat man dann von einem grimmig drein schauenenden Ranger eine Karte mit Infos in die Hand gedrückt bekommen. Hier stand zum Beispiel drin, was man machen soll, wenn man einem Puma begegnet: In die Augen schauen, sich sehr groß machen, ruhig bleiben unf laute Geräusche machen. Danach durften wir dann wieder in den Bus und weiter nach Pudeto fahren. Hier standen genau 2 Gebäude: Eine Cafeteria und ein Bootshaus. Bei Letzterem stiegen wir in einen Katamaran ein, der uns über den Lago Pehoe zum Refugio Paine Grande bringen sollte. Hier wurden uns noch mal etwa 25 Euro pro Person abgeknöpft, unfassbar wie schnell man in diesem Nationalpark sein Geld los wird. In etwa 30 Minuten ging es über den kristallklaren blauen See, der Himmel klarte immer mehr auf. Drüben angekommen warteten wir noch auf Steffi und Stefan, die ihr Zelt noch auf dem dortigen Campingplatz aufgebaut haben. Die beiden sind den W Trek in nur 4 Tagen gelaufen und haben deswegen den ersten und zweiten Tag zusammen gefasst. Sie schliefen daher schon am ersten Tag im Camp Paine Grande – wir haben erst am zweiten Tag dort übernachtet. Nach erfolgreichem Aufbauen gönnten wir uns den ersten Pisco, der Rucksack muss schließlich leichter werden und der Körper vorgewärmt.
Die beiden begleiteten uns auf der Tour zum Glacier und Refugio Grey, dem ersten Zipfel des W-Treks, mussten aber abends wieder zurück in ihr Camp.
Gegen 12:30 liefen wir los, entlang der Küste des Lago Pehoe und später des Lago Grey. Es ging auf und ab über Stock und Stein bei bestem Wetter und tollster Aussicht.
Nichtsdestotrotz musste man sich alle paar Meter wieder aus- und anziehen, da der Wind teilweise eisig war. Nicht zu vergessen ist hier das regelmäßige Eincremen, da über Patagonien scheinbar eins der größten Ozonlöcher ist. Hilfreich sind hier die ausgeschilderten UV-Strahlenbelastungen und die dementsprechenden empfohlenen Verhaltensanweisungen.
Nach rund 4 Stunden kamen wir endlich im Camp Grey an. Ein paar Meter weiter ging es zu einem schönen Aussichtspunkt, von wo man den Grey Gletscher im Sonnenlicht bewundern konnte. Im Vergleich zum Perito Moreno Gletscher erschien er jedoch eher klein und unspannend. Wir sind halt schon verwöhnt.
Im Anschluss verabschiedeten wir uns von Steffi und Stefan (die beiden hatten nun noch 4 Stunden Rückweg vor sich, um die wir sie nicht beneideten). Der Check-in im Camp Grey lief problemlos, wir hatten bereits im Juli reserviert. Mit einem dicken Schlafsack und einer dünnen Isomatte bepackt krochen wir in unser Zelt, was wir auch von der Firma, die den Campingplatz gepachtet hat, gemietet hatten. Vorteil war, dass alles schon stand und wir nichts mehr machen mussten. Zudem war das Zelt schwarz-gelb, was besonders Chris sehr gefreut hat.
Nach dem Duschen ging es zum Abendessen im Refugio. Da wir auch keine Lust hatten, für 5 Tage extra einen Campingkocher und Geschirr zu mieten, haben wir Frühstück und Abendessen immer mit gebucht. Das Essen war überraschend gut! Wir haben mit Reis und Bohnen gerechnet und bekamen ein 3 Gänge Menü mit Suppe, Bohnensalat, Schweinebraten mit Reis und zum Nachtisch Kuchen mit Dulce de Leche. Wasser und Saft gab es dazu, für Bier und Wein hätte man unverhältnismäßig viel extra gezahlt. Genauso wie für WLAN, das war einfach zu teuer. Satt und zufrieden rollten zum Zelt und krochen in unsere Schlafsäcke. Trotz 3 Grad Außentemperatur war es nicht so kalt wie befürchtet. Der Schlafsack war sehr dick und warm, dafür war die Isomatte besonders dünn und extra wasserdurchlässig, sodass zumindest Mira dan dann doch irgendwann Probleme mit der Nässe und damit verbundenen Kälte hatte. Chris‘ warme Fleecejacke musste dann als Unterlage herhalten. Am nächsten Tag hieß es von den Rangern dazu nur „Nass? Das ist halt Paragonien“. Ah ja. Das sind wohl eher Scheiß-Matten. Die Nacht war zwar zeitlich lang, fühlte sich aber kurz an.
Tag 2 Camp Grey nach Camp Paine Grande (11km, Wind und Regen)
Der zweite Tag war eine relativ kurze Wanderung – nämlich einfach wieder den Weg vom Vortag zurück. Da der Katamaran nicht direkt am Anfang des W-Treks hält, muss man einen kleinen Teil doppelt laufen. Uns war der kurze Tag ganz recht, wir wurden nämlich von Regen und Sturmböen geweckt. Vor der Tour ging es erst mal zum Frühstück, was für südamerikanische Verhältnisse zum ersten Mal ziemlich europäisch ausfiel: Rührei, Käse, Schinken und Müsli mit Joghurt wenn man wollte. Auch der Kaffee war super. Nur deutsches Brot haben wie vermisst, es gab mal wieder nur Toast. Der Regen wollte nicht aufhören, aber es half ja nichts, wir mussten los. Eingepackt in Regenhose und Regenjacke machten wir uns auf den Weg zurück zum Camp Paine Grande.
Zwischendurch klarte es auf, über uns war blauer Himmel ohne eine Wolke, aber trotzdem regnete es. Dies war sicher dem starken Wind geschuldet.
Nach 4 Stunden kamen wir im Camp Paine Grande an. Da dieses von der gleichen Firma betreut wird wie das Camp Grey, wussten wir schon, was wir an Zelt und Equipment zu erwarten hatten. Diesmal waren wir schlauer und legten die aus Deutschland mitgebrachte Mülltüte unter die Isomatten. An dieser Stelle nochmal lieben Dank an Crew aus Finsterwalde, diesen Weltreisen-Life-Hack mit der Mülltüte haben wir nämlich aus dem Buch, das ihr uns geschenkt habt. Zudem haben wir uns aus Kordel eine Wäscheleine gebaut, um unsere Sachen zu trocknen. Das Abendessen im Paine Grande konnte leider nicht mit dem vom Vortag mithalten, man musste lang anstehen und bekam dann ein Tablett mit Suppe (Geschmacksrichtung: Wasser), Kartoffelbrei mit einem Stück Schuhsohlen-Schweinebraten und einem mega süßen Stück Kuchen. Es machte trotzdem satt und wir beendeten den Abend mit einer Runde Kniffel und einem Pisco.
Tag 3 Camp Paine Grande – Valle de Frances – Camp los Cuernos (25,6km, Sonne mit wenigen Wolken)
Am dritten Tag hieß es früh aufstehen, denn wir hatten viel vor. Bereits um kurz vor 7 standen wir wieder in der Warteschlange zum Frühstück, was ziemlich ähnlich zu dem am Vortag war. Am Frühstückstisch saßen wir zufällig zusammen mit Matt und Melissa aus San Diego (Kalifornien), die beiden hatten sich heute die gleiche Tour wie wir vorgenommen, sodass wir uns hier und da immer mal wieder begegnet sind. Los ging es um kurz nach 8 erneut durch verschiedene Vegetationen. Am beeindruckendsten war jedoch die Grenze, wo verkohlte schwarze Bäume in gesunde grüne Bäume übergingen. Ein Backpacker hat wohl 2012 sein Klopapier angezündet und damit den halben Park in Brand gesetzt. Dies ist auch heute noch deutlich an der Natur zu sehen.
Zunächst ging es in Richtung des Camp Italiano. Dies ist ein freies Camp, was von der Naturschutzorganisation Conaf betrieben wird. Es ist sehr einfach gehalten und liegt zwischen Bäumen direkt an einem Fluss, es gibt kein fließend Wasser und keinen Strom und auch keine Möglichkeit, Zelte und Equipment zu mieten. Deswegen war dieses Camp keine Option für uns, obwohl es strategisch günstig am Start des mittleren Zacken des W gelegen ist. Wir konnten hier einen unserer Rucksäcke zurück lassen und machten uns auf den Weg in Richtung Valle de Frances. Der Pfad führte zwischen den Bergen flussaufwärts in das dort gelegene Tal hinein. Links sah man immer wieder den Glacier Frances, von dem es ab und an herüber grollte, da kleine Lawinen abgingen. Der Ausblick war beeindruckend, vor allem wie weit man nach links und rechts schauen konnte. Nach etwa 3 Stunden erreichten wir bei bestem Wetter den höchsten Punkt, den Mirador Britanico.
Erschöpft und glücklich zogen wir unsere Salami und Reiscracker aus dem Rucksack und gönnten uns ein ausgiebiges Mittagessen auf dem Felsen.
Der Rückweg ging weitestgehend bergab, sodass wir den für drei Stunden angegebenen Weg in zwei Stunden schafften. Unten am Camp Italiano trafen wir dann auch Matt und Melissa wieder und es gab eine Runde Pisco für alle zur Stärkung für den weiteren Weg. Wenn es nach unseren Füßen und Beinen gegangen wären, hätten wir uns nun am liebsten ins Zelt gelegt. Aber wir hatten leider noch 5km Weg vor uns, die mit 2,5 Stunden Wegzeit angegeben waren.
Es half ja nichts, also liefen wir los – leider ohne Miras Rucksack richtig zuzumachen, sodass sie auf dem Weg ihren Kapuzenpullover verloren hat Da müssen wir wohl irgendwo einen neuen besorgen…
Nach weiteren zwei Stunden (gegen 18 Uhr) erreichten wir das Camp los Cuernos, das malerisch an einem See gelegen war.
Beim Check-in für unser Zelt mit Equipment gab es zunächst ein paar Unstimmigkeiten. Warum auch immer war der Platz überbucht und es gab kein Zelt mehr für uns, deswegen hieß es, wir bekämen ein „Upgrade“. Die Dame von der Rezeption zeigte uns daraufhin ein Mini 8-Bett-Zimmer mit Stockbetten (zwei davon dreistöckig!), aus dem uns bereits sechs andere Menschen anschauten. Das ließen wir uns nicht gefallen, immerhin war das eher ein Downgrade als ein Upgrade… Als nächstes bot uns die Dame Welcome Drinks an – brauchten wir nicht, wir hatten ja unseren Pisco dabei. Dann wurden wir schließlich an einen scheinbar ranghöheren Kollegen verwiesen, der uns dann doch von irgendwo her unser Zelt besorgt hat. Völlig fertig fielen wir rein und mussten erst mal kurz ausruhen.
Die warme Dusche später gab dann neue Energie und wir gingen etwas früher zum Abendessen, da Matt und Melissa zu Pre-Dinner-Drinks eingeladen hatten. Später bestellten wir auch noch mal eine Flasche Wein (der billigste für 18 Euro) für alle und so wurde es ein lustiger Abend. Das Essen war hier wieder erstaunlich gut. Es gab zwar Fisch (Hoki), aber Chris hat es geschmeckt.
Die Nacht war dann leider etwas ungemütlich, da es sehr stark gestürmt und geregnet hat und Mira ein paar Mal Angst hatte, dass das Zelt wegfliegt. Es hat aber alles gehalten.. auch der Regen, der sich bis in den nächsten Tag hinein zog. Wenn man nachts auf Toilette gegangen ist, musste man zwar ein Stück laufen, konnte dies allerdings unter einem phänomenalen Sternenhimmel tun.
Tag 4 Camp los Cuernos – Camp Torre Central (11km, Nieselregen und wenig Sonne)
Der nächste Tag war zum Glück wieder ein relativ leichter, denn es stand lediglich eine Etappe von 4 Stunden zum nächsten Camp an. Wir gingen also spät frühstücken und verließen gegen 10 bei Wind und Regen das Camp los Cuernos. Wir hatten Glück, bei dem schlechten Wetter hätten wir am Vortag im Valle de Frances nicht so viel gesehen. Der Weg ging anfangs nochmal ordentlich bergauf und unsere Beine meldeten Protest an, gestern war wohl doch etwas viel…
Er führte häufig über kleine Flüsse, wo man über Steine balancieren musste. Hier konnte man auch immer seine Wasserflasche auffüllen, da das Wasser im gesamten Park trinkbar ist.
Ab und an musste man über wackelige Hängebrücken gehen. Links von uns zeigten sich die Torres in Wolken gehüllt – gut, dass wir da erst morgen hoch wollen. Rechts von uns lag der See unter blauem Himmel. Wir dagegen standen am Berg in der Mitte und es regnete. Verrückte Welt hier. Nach etwas weniger als 4 Stunden kamen wir im Camp Central an, der Check-In verlief hier problemlos und wir machten erst mal einen ausgiebigen Mittagsschlaf im Zelt. Beim Abendessen saßen wir zusammen am Tisch mit Maurizio und Brenda aus Mexico, die beiden waren erst am Anfang des W-Treks und liefen genau anders herum. Im Gespräch ergab sich, dass Maurizio grade wegen Knieschmerzen Medikamente nimmt und die beiden daher ihren Gutschein für die Welcome Drinks nicht brauchen, da er keinen Alkohol trinken wollte. So tauschten wir Pisco Sour gegen eine medizinische Knie-Untersuchung und Hinweise zur Ibuprofeneinnahme incl. Magenschutz mit Pantozol und alle waren glücklich.
Gegen 22:30 ging es zurück zum Zelt und wir erlebten eine mehr oder weniger böse Überraschung: Mittlerweile schneite es draußen und es war schweinekalt. Tatsächlich war die Temperatur auf -2 Grad gesunken und die Nacht wurde seeehr frostig. Da half auch eine Flasche mit heißem Wasser im Schlafsack und 4 Lagen Klamotten nicht viel. Als der Wecker um 6:15 klingelte, waren wir froh, endlich aufstehen zu können.
Tag 5 Camp Central – Mirador de las Torres – Camp Central (18,8km, Sonne, Regen, Schnee und Orkanböen)
Der letzte Tag hatte es nochmal in sich, denn es stand die Tour zum eigentlichen Highlight und Namensgeber des Nationalparks, den Torres del Paine, an. Da das Camp Central direkt unten am Lago Nordensköld lag, ging es eigentlich nur steil bergauf.
Wir starteten gegen 7:45 Uhr bei Sonnenschein, jedoch orkanartigem Wind, der gefühlt immer von vorne oder von der Seite kam und den Aufstieg noch erschwerte. Tatsächlich änderte sich die Windrichtung ständig und wir wurden ab und an von einer starken Böe überrascht, die einen fast vom Berg geweht hätte.
Gegen 12 Uhr erreichten wir den Mirador de las Torres, der an einer türkisen Berglagune gelegen war. Die drei Torres trohnten dahinter und waren zum Glück nur von wenigen Wolken verdeckt.
Da der Wind eisig war und es mal wieder schneite, machten wir nur ein paar Fotos und traten den Rückweg an. Unsere alltägliche Mittagspause mit Salami und Reiscrackern machten wir im Camp Chileno, das in etwa auf halbem Weg lag. Mittlerweile zog es sich oben immer weiter zu, wir hatten Glück, dass wir die Torres noch klar gesehen hatten. Am frühen Nachmittag waren wir wieder unten im Camp Central, bis zu unserem Bustransfer zurück nach Puerto Natales waren noch etwa 3 Stunden Zeit. Wir vernichteten den letzten Rest Pisco zusammen mit Seth und Cindy aus San Francisco – die beiden sehen wir sogar evtl. wieder, wenn wir an Weihnachten dort sind.
Nach den ersten Metern im Bus machte der Fahrer plötzlich eine Vollbremsung und schrie durch den Bus: „Puma! PUMA!“ Und tatsächlich, etwa 100 Meter entfernt saß ein Puma am Fluss. Wir haben also doch noch einen gesehen.
Es war eine sehr schöne und unvergessliche Tour, aber die Aussicht, abends mal wieder in einem Bett mit Decke im Warmen zu schlafen, war auch sehr verlockend.
Fazit/Tipps:
• Natur und Aussicht sind unbezahlbar
• W-LAN ist ebenfalls unbezahlbar
• Unbedingt alles verbuchen, sonst bekommt man keinen Platz
• Zelt möglichst einer Plattform buchen wegen der Nässe von unten
• Mülltüte mitnehmen als Nässeisolation
• Snacks für den Tag mitnehmen wegen den für südamerikanische Verhältnisse hohen Preisen im Park
• Solar-Powerbank für die Kamera mitnehmen wegen fehlendem Strom in den Camps
• Geteilter Alkohol macht Freunde
• Zwiebel-Look ist Gold wert wegen der wechselnden Jahreszeiten binnen weniger Stunden
• Handy nur bzgl. Wecker nützlich
• Der frühe Vogel… und so weiter
• Wenn man einen Puma sieht: Stay calm and make loud noises – oder hör einfach auf den Busfahrer







































