Sydney

Sydney

Nach unserem ca. einstündigen Flug von Melbourne nach Sydney fuhren wir für 22€ zu unserem Hostel im Stadtteil Kings Cross. Die Fahrt dauerte etwa 30 Minuten. Im Hostel erwartete uns ein Dormbett mit insgesamt vier Betten, da alle Doppelzimmer bereits vergeben waren, und zwar in jedem Hostel! Was wir schon lange nicht mehr gewohnt waren, war die Abkühlung von oben, denn es hat den ganzen Tag aus Eimern geschüttet. Also war dieser Nachmittag perfekt, um ein Nickerchen zu halten und einen kurzen Spaziergang über den teils überdachten Gehwegen zu machen. Sehr leckeres Essen gab es bei “Baba House”, einem malaysischem Restaurant um die Ecke für ca. 8€ pro Person. Das Viertel ist als Rotlichtviertel bekannt, dennoch reiht sich hauptsächlich ein Hostel/Hotel nach dem anderen sowie etliche Restaurants. Im Hostel haben wir die ein oder andere Partie FIFA gegen andere Gäste gezockt. Was auffiel: Es waren sehr viele junge Gäste von 20-25 Jahren vertreten, die sich für den Partybus bereitmachten. Nach einer zusätzlichen Recherche wussten wir auch warum, denn hier kann man wohl nur bis zu einem Alter von 35 Jahren einchecken, weil dies als Jugendhostel geführt werden soll.

Am nächsten Morgen gab es Frühstück beim Hostel inkl. Gedränge, Geschiebe, Warten auf die abgespülten Teller, Instant Kaffee, Toast, Müsli und Sitzen wie die Hühner auf der Stange. Das war uns dann doch etwas zu viel. Also besorgten wir uns richtigen Kaffee auf dem Weg vom Hostel über den botanischen Garten bei Sonne und 25 Grad.

Der botanische Garten wirkt relativ groß und erinnerte uns ein bisschen an den englischen Garten in München, nur mit mehr Pflanzen und natürlich nicht ganz so groß. Es ist ein wunderbarer Park mit allenmöglichen Pflanzen, Beschriftungen und saftigen Wiesen, wo die Leute Picknick machten und auf die Bucht, ins Grün oder auf die Skyline schauten.

An der Bucht entlang kamen wir direkt zum Opera House mit der Sydney Harbour Bridge im Hintergrund. Das ist wahrscheinlich das Gebäude, weshalb alle Leute hauptsächlich hierher kommen.

Vom Opera House am botanischen Garten entlang liefen wir in Richtung Zentrum, nahmen einen Sushi-Snack beim Asiaten und entschlossen uns, die Free Walking Tour mitzumachen. Ähnliche Touren hatten wir ja schon in Buenos Aires oder Montevideo gemacht.

Die Tour startete am Rathaus (Town Hall), welches man erst sehr spät errichtete, da sich in der Gründungszeit der Stadt dort ein Friedhof befand und die Gebäude drumherum aus dem Boden schossen. Als die Bewohner sich immer mehr über den Gestank beschwerten, da die Gräber nicht tief genug waren, hob man alles aus und verfrachtete den Friedhof an einen Ort etwas außerhalb des Zentrums. An dieser Stelle erfolgte dann der Bau des Rathauses. Heutzutage findet man bei einigen Restaurierungsarbeiten wohl noch immer Knochen, da man vor ein paar hundert Jahren scheinbar nicht so sauber gearbeitet hat oder die entsprechenden technischen Möglichkeiten fehlten. Eventuell fehlte aber auch die Mitarbeitermotivation für diese spezielle Aufgabe.

Die nächste Station war das nebengelegende Queen Victoria Building, ein Einkaufszentrum. Dies ähnelt einer Kathedrale und beherbergt Geschäfte im eher höherpreisigen Segment. Früher befand sich hier der Markt bzw. Markthalle mit Gemüse, Fleisch, etc. und es veränderte sich stetig über die Jahre hinweg hinsichtlich der ansässigen Geschäfte. So waren zwischenzeitlich auch viele Frisöre und Kaffeeläden zu finden.
Durch unterirdische Einkaufsgassen/Einkaufszentren kamen wir zwei Blocks weiter wieder auf die Straße, verrückt!

Der weitere Weg führte uns zum Heyde Park, welcher sich neben dem botanischen Garten befindet. Hier hat man Blick auf die imposante St. Mary’s Cathedrale. In Richtung Zentrum sieht man u.a. den Sydney Tower, der sogar noch größer ist als der Eureka Tower in Melbourne. Von dem erzählte man uns, er sei das größte Gebäude der südlichen Hemisphäre, aber der Sydney Tower hat eine Höhe von 309m. Auf Nachfrage bei unserem Guide meinte dieser, dass das ein Fehler sein muss und dass er sich vorstellen kann, dass man in Melbourne eher die höchste von Menschen zugängliche Plattform meint.

Vielleicht hat das Ganze aber auch etwas mit der ewigen Rivalität der beiden Städte zu tun. Man sagt, dass man entweder die eine oder die andere Stadt liebt, aber beides geht wohl nicht. Im Hyde Park sind uns die lustigen Vögel mit den langen Schnäbeln aufgefallen, die wohl auch sehr gerne in den Mülleimern nach Nahrung suchen. In Sydney nennt man diese scherzhaft “Bin Chicken”.

Auf dem Weg zum Hafen kamen wir am städtischen Krankenhaus vorbei, welches in Zeiten der Kolonialisierung erbaut wurde – jedoch auf untypische Art und Weise. Sydney als Kolonialstadt hatte keine Erlaubnis für den Bau eines Krankenhauses bekommen, mit der Begründung, dass man nur eine Kolonie sei und man das sowieso nicht benötigte. Man wollte aber unbedingt ein eigenes ordentliches Krankenhaus, da die Stadt immer größer wurde. Zu der Zeit tranken die Leute vor allem Rum und so verkaufte man die Ausschank-Rechte für ein paar Jahre an drei Geschäftsmänner mit der Bedingung, dass diese im Gegenzug ein Krankenhaus bauen. So ist das Krankenhaus auch als Rum-Krankenhaus bekannt.

Im benachbarten Finanzdistrikt Gibt es eine kleine versteckte Gasse “Angel Place” mit 120 Vogelkäfigen und Lautsprechern. Jeder Käfig stellt eine Vogelart dar, die in Sydney gelebt hat, aber durch die Urbanisierung weichen musste. Dazu wird das jeweilige Gezwitscher aller Vögel über die Lautsprecher abgespielt.

Am Hafen befindet sich das Customs House, wo man das Miniaturstadtzentrum von oben sehen kann und an dem der Guide uns erklärte, wo wir jetzt langgelaufen sind. Vorbei am Hafen ging es zu “The Rocks”, einem kleinen Stadtteil, welches um einen großen Felsen gebaut wurde und kleine nette versteckte Bars und Cafés beherbergt. Auf dem Felsen liegt u.a. auch der Anfang der Sydney Harbour Bridge auf. Von dieser Seite des Hafens hat man nochmal einen anderen Blickwinkel auf das Opera House.

Damit und mir dem dazugehörigen Trinkgeld war die Tour nach 2,5h vorbei und wir machten uns wieder über das Opera House, am botanischen Garten vorbei zum Hostel. Nach dem 50-minütigen Spaziergang gab es für uns auch endlich Abendessen in unserem malaysischen Restaurant. Beim Liquor Store holten wir uns etwas Wein, um den Abend im Hostel ausklingen zu lassen. In Australien bekommt man nur in Liquor Stores  alkoholische Getränke, da diese als einzigen die Lizenz besitzen, Alkohol zu verkaufen. In Supermärkten sucht man dagegen vergeblich nach Wein, Bier, etc..

Im Hostel lernten wir unseren neuen Zimmergenossen Pierre-Jean kennen, ein Lehrer aus Frankreich, der gerne Abenteuerreisen unternimmt und ca. 40 Jahre alt ist. Wie er es ins Hostel geschafft hat, wissen wir nicht so genau, da er über der Altersgrenze lag. Den Abend verbrachten wir bei der einen oder anderen Partie FIFA und angenehmen Unterhaltungen. Was zudem noch extrem auffiel: Es waren sehr viele Deutsche anwesend, aber nicht nur im Hostel, sondern auch auf der Straße konnte man überall Deutsch hören.

Am nächsten Tag hieß es Ausschlafen und Frühstücken bei einem kleinen Café um die Ecke. Dort gab es zwei Spiegeleier, Speck, Toast, Tomaten für 3,60€! Dazu orderten wir noch einen guten Kaffee für 2,50€ und das Frühstück war perfekt ohne Gedränge oder Warten auf sauberes Geschirr.

Gesättigt nahmen wir U-Bahn und Bus nach Cogee, da wir uns den “Cogee to Bondi Cliff Walk” ausgesucht hatten. Für die öffentlichen Verkehrsmittel benötigt man die OPAL Card, welche bei Kiosken oder Supermärkten erhältlich ist und man in 10 AUD Schritten bzw. 6EUR Schritten aufladen kann. Was so ziemlich überall auch funktionierte, ist mit der Kreditkarte zu zahlen, also per Paywave. Karte am Drehkreuz auflegen und durchgehen. Das wird hier sogar sehr häufig benutzt und vereinfacht das Bezahlen ungemein.
Wenn man überlegt, dass wir ein Deutschland noch immer Papierschnipsel als Tickets für ein paar Minuten produzieren, ist man hier unserer Ansicht nach schon viel weiter.

An der Küste von Cogee angekommen, führte uns der Weg an Sydneys Küsten entlang an schönen Felsformationen, kleinen Nachbarschaften sowie den dazugehörigen Stränden.

Die Tour ist mit drei Stunden angegeben, wir benötigten Allerdings nur 1:45 h. Der Weg ist mit Turnschuhen ohne Probleme zu bewältigen. Am Bondi Beach, der sehr groß ist, gönnten wir uns einen Eiskaffee.

Da es kaum Schattenplätze gab legten wir uns aber nicht an den Strand sondern auf die Wiese hinter der Strandpromenade und ließen die Seele unter einem Baum baumeln.

Zurück in Kings Cross hatten wir Abendessen bei Frigoteria, wo es sehr gute Nudeln gab. Per Tripadvisor ist das Restaurant auf Platz eins und preislich mit 9,50€ völlig in Ordnung. Nach ein paar Partien FIFA hatten wir Lust, noch etwas zu machen. In einem Irish Pub (O’Malleys) um die Ecke gab es an diesem Abend Live-Musik der besonderen Art: Es war Karaoke Night. Zusammen mit Niklas (Stuttgart) und Pierre-Jean (Paris) aus unserem Hostel machten wir uns also auf den Weg, die Charts zu stürmen. Vor dem Pub erlebten wir allerdings eine kleine Überraschung, denn um reinzukommen, mussten wir erst mal an zwei Security Männern und einem ID-Scanner vorbei. Zumindest ein Gast vor uns in der Schlange wurde energisch befragt. Unsere Pässe wurden vom Scanner überprüft und unsere Identität per Kamera abgeglichen. Am Ende erfuhren wir, dass so gut wie alle Bars und Clubs in Sydney einen solchen Scanner haben, die miteinander verbunden sind. Fällt man einmal unangenehm auf, kommt man nirgends mehr rein. Da das unsere erste Registrierung dieser Art war, wurden wir durchgewinkt, auch wenn die Securities Chris Bart skeptisch musterten, als sein Passfoto abgeglichen wurde. In der Bar selbst war anfangs nicht so viel los. Kurz vor Ende der Happy Hour bestellten wir noch einen Liter VB (Victoria Bitter) für umgerechnet 6 Euro. Der Laden kam so langsam in Schwung und immer mehr minderbegabte Sänger gaben ihre Hits zum besten. Durch Zufall kamen wir mit einer kleinen Gruppe von Freunden aus England/USA ins Gespräch. Als wir erzählten, dass wir damals zum Champions League Finale von Dortmund vs. Bayern in London waren, zeigte uns Michael freudig seinen Unterarm, auf dem die Initialen Y.N.W.A. tättowiert waren. Wir konnten das sofort als “You’ll never walk alone” identifizieren und Michael somit als passionierten FC Liverpool-Fan. Die Gesprächsthemen für die nächsten zwei Stunden waren also gesetzt und wir bestellten direkt die nächste Runde zusammen. Irgendwann beschlossen Chris und Michael, dass die gemeinsame Hymne vom BVB und Liverpool gemeinsam von zwei Fans performt werden sollte und meldeten sich zum Karaoke an. Es folgte eine emotionale und weltweit einmalige Darbietung von “You’ll never walk alone”, Arm in Arm gesungen.
Kurz danach hat der Pub dicht gemacht, was aber eher an der fortgeschrittenen Stunde lag.

Am darauffolgenden Morgen besorgten wir uns nach dem Aufstehen ein paar Donuts und Kaffees und liefen zum Hafen, wo wir die Manly-Fähre für 4,50€ pro Person nahmen. Die Fähre bringt einen vom Hafen zum Manly Beach, welches am Ende der Bucht und am offenen Meer gelegen ist. Der Weg führt einen durch die Bucht Sydneys und benötigt dafür 30 Minuten. Das Schöne daran ist, dass man an Harbour Bridge und Opera House direkt vorbeifährt und einen schönen Blick auf die Skyline hat.

Bei Manly gibt es einen schönen Strand, an dem auch regelmäßig Surf-Meisterschaften ausgetragen werden. Zusätzlich gibt es auch etliche Bikini-Geschäfte in der Fußgängerzone zwischen Hafen und Strand, in denen Mira Chris durch sämtliche Geschäfte schleppte, um zu stöbern. Im Gegenzug bekam Chris ein Eis von McDonalds, welches noch immer von 2€ auf 0,60€ heruntergesetzt war und somit konnte auch Chris zufrieden gestellt werden. Nach dem entspannten Liegen am Strand traten wir die Rückkehr an. Bis zur Abfahrt der Fähre hatten wir noch Zeit und so gab es zur Abwechslung mal wieder Burger mit fantastischen Pommes und Getränk für 14€ in einem Burgerladen am Fährhafen. Nach weiteren schönen Fotos auf dem Rückweg bei etwas anderem Licht liefen wir wieder zurück nach Kings Cross.

Nach ein paar organisatorischen Aufgaben sowie dem Packen ging Chris nochmal ins Irish Pub und traf sich mit Michael auf ein Pint für fünf Dollar und fantastischer Livemusik. Michael, 31, arbeitet gerade per Visum in Australien auf dem Bau, da es nach seinem Studium in Biotechnologie kaum Arbeitsmöglichkeiten für ihn in England gab. Daher ließ er sich von seinem Bruder inspirieren, nach Australien zu gehen, wo er gerne für immer bleiben möchte. Chris und Michael machten untereinander aus, dass man sich in England, Deutschland oder Australien wiedersieht. Die nächste Möglichkeit ist wohl zum Geburtstag von Michaels Bruder Ende September, wo er wieder in Europa sein wird. Mal sehen, ob das irgendwie klappt! Am Folgetag ging es für uns früh zum Flughafen, um nach Alice Springs zu fliegen.

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