Kurzausflug nach Uruguay

Kurzausflug nach Uruguay

Mal eben kurz nach Uruguay? Klingt verrückt, war für uns aber garnicht mal so abwegig. Das zweitkleinste Land in Südmerika liegt nämlich nur 50km Luftlinie von Buenos Aires entfernt. Hier leben ca. 3 Millionen Menschen und etwa 4x so viele Rinder.

Schnell waren Kombinationstickets für Fähre und Bus gekauft und schon ging es nach Abholen des Aus- und Einreisestempels im Pass in nur etwa 1 Stunde über den Rio de la Plata nach Colonia in Uruguay. Die Fähre war sehr groß und man bemerkte (zumindest auf der Hinfahrt bei bestem Wetter) nicht, dass man sich auf dem Wasser befindet. In Colonia angekommen, ging es sofort mit einem modernen Reisebus incl. Beinfreiheit und WLAN für etwa 3 Stunden weiter in Richtung Montevideo. Je näher wir der Stadt kamen, desto dunkler wurden die Wolken und natürlich setzte pünktlich zu unserer Ankunft gegen 16 Uhr der Nieselregen und starker Wind ein. Da wir hier in Uruguay zum ersten Mal Couchsurfing machen wollten und unser erster Host erst gegen 20:30 zuhause war, mussten wir uns trotz schlechtem Wetter die Zeit vertreiben. Montevideo ist nicht sonderlich groß, sodass man viele Strecken zu Fuß zurück legen konnte. So sind wir einfach mal losgelaufen in Richtung des Viertels „Pocitos“. Hier befindet sich der Stadtstrand in einer weiten Bucht, in den umliegenden Straßen findet man viele Bars und Restaurants. Schnell fanden wir uns im Warmen mit einem Stück Pizza, einem Chivito (traditionelles uruguayisches Beef-Sandwich) und Kaffee wieder Wir mussten jedoch feststellen: Uruguay ist um Einiges teurer als Argentinien, zu zweit mit Snack und Getränken zahlten wir rund 25 Euro. Gegen Abend fuhren wir dann mit dem Bus ins Zentrum – das war zunächst schwieriger als gedacht, da wir beim Geld wechseln nur einen 1000 Peso Schein und einen 50 Peso Schein bekommen hatten. Damit konnte der etwas grimmige Busfahrer bei einem Fahrpreis von 72 Pesos für 2 Personen (ca. 2 Euro) nicht viel anfangen. Zum Glück hat uns eine Uruguayerin ausgeholfen und einfach die restlichen 22 Pesos für uns bezahlt.

Im Zentrum haben wir dann noch schnell im Supermarkt die Zutaten für Kaiserschmarrn eingekauft, dies wollten wir für unsere Hosts am Abend kochen. Kurz danach wurden wir freundlich von Emiliano und seiner Freundin Andrea sowie ihrem sehr aufgeregten Hund Luca in ihrem 2-Zimmer Appartment empfangen. Andrea ist Englischlehrerin in einer Sprachschule, empfängt aber abends immer noch Privatschüler. Emiliano hat lange Rastazöpfe, verkauft täglich traditionelle Tortas fritas am Plaza de 1 Mayo aus seinem Mini Food-Truck und sein erster Kommentar war „Hi, I’m Emiliano, you like Weed?“. Cannabis ist hier in Uruguay nämlich legalisiert, jeder darf Gras rauchen und besitzen, zudem ist eine Anzucht von bis zu 6 Pflanzen pro Wohnung erlaubt. Wir haben dann doch lieber beim Mate zugegriffen… Die beiden waren sehr freundlich und wir saßen bis spät in die Nacht zusammen im Wohnzimmer.

Es gab zum Abendessen ein mega leckeres Kürbis-Risotto von den beiden, den Nachtisch (Kaiserschmarrn) haben wir dann zubereitet. Dazu gab es selbst gemachten Apfelbrei, da es das fertig hier in Südamerika nicht gibt. Die beiden kannten das nicht und waren begeistert. Wir haben festgestellt, dass das eine wunderbare Sache ist, die wir unseren Hosts bei Couchsurfing „geben“ können, da man die Zutaten überall auf der Welt gut bekommt. Unser Nachtlager war ein ausziehbares Sofa im Wohnzimmer, auf dem wir auch gut geschlafen haben.

Am nächsten Morgen konnten wir unsere Sachen bei den beiden in der Wohnung lassen und sind los zum Plaza Independencia, hier sollte eine weitere Free Walking Tour starten. Diese führte uns durch die Altstadt Montevideos mit vielen kleinen Straßen und einem großen Hafen und wir konnten viele Dinge über „den kleinen Bruder von Buenos Aires“ erfahren. Inmitten des Plaza Independencia trohnt eine Statue des Freiheitskämpfers Artigas, er hat deutlich zur Unabhängigkeit Uruguays 1825 beigetragen.

Direkt dahinter kann man eine heilige Grotte mit seiner Asche besichtigen. Desweiteren ging die Tour vorbei am Teatro Solis und der Trinity Church.

Insgesamt macht die Stadt einen deutlich ruhigeren Eindruck als Buenos Aires, hat jedoch auch weniger Glanz. Die vielen Gebäude in den Straßen sind zwar auch deutlich von spanischem, italienischem und englischem Einfluss geprägt; es finden sich jedoch auch sehr viele verfallende Gebäude, die dringend renoviert werden müssten. Am Rande des Plaza Independencia steht der Palacio Salvo, ein von Italienern erbautes Art-Deco Gebäude, es war bei Fertigstellung 1928 bis dato das höchste Bauwerk in Südamerika. Interessanterweise wurde es vom selben Architekten entworfen, wie der Palacio Barolo in Buenos Aires. Lange Zeit gab es eine Licht-Verbindung der beiden Gebäude.

@Papa: Von der Admiral Graf Spee hat niemand etwas erzählt, aber ich habe mich auf Wikipedia informiert.

Am Nachmittag haben wir dann unsere Sachen bei Emiliano und Andrea geholt, da die beidem abends ins Inland zu Emilianos Familie fahren wollten und uns deswegen nur eine Nacht hosten konnten. Ihr Hund Luca war so begeistert, Chris wiederzusehen, dass er kurzerhand mal an seinem Bein sein Revier markiert hat.

Auf dem Weg zu unserem 2. Host, haben wir noch mal am Plaza de 1 Mayo Halt gemacht, um Emilianos „Tortas Fritas“ zu probieren. Es handelt es sich hier um nichts anderes, als die uruguayische Version der bayerischen „Ausgzogenen“: In Tierfett frittierter Hefeteig mit Zucker.

Direkt neben dem Platz befindet sich der Palacio Legislativo, ein sehr imposantes Gebäude, in dem sich das Parlament befindet.

Federico, unser zweiter Host, hat Agrarwissenschaften studiert und wohnte auch im Zentrum. Er war mal für ein halbes Jahr Au-Pair in Deutschland und war daher froh, sein Deutsch mit uns etwas üben zu können. In seiner Wohnung hatten wir sogar ein eigenes Zimmer mit einem Stockbett. Wir wurden hier ebenfalls sehr freundlich empfangen. Abends nahm er uns mit in eine typisch uruguayische Bar, hier gab es frische Pizza und Bier, dazu spielte eine garnicht mal SO gute Jazzband Am nächsten Morgen gab es selbst gebackenes Brot von Federico, was wohl das beste Brot war, das wir bisher in Südamerika gegessen haben. Zum Nachtisch servierten wir mal wieder Kaiserschmarrn.. wir haben uns jedoch nun vorgenommen, unser Sortiment zu erweitern und nächstes Mal vielleicht Kartoffel-Pfannkuchen zu machen. Dazu kann man ja auch Apfelbrei essen.

Am letzten Tag sind wir dann noch zu dem Montevideo-Schriftzug an der Küste gefahren und haben dort ein paar Fotos gemacht.

Dann ging es am Fußballstadion vorbei zum Busbahnhof und wieder auf dem gleichen Weg zurück nach Buenos Aires. Diesmal war der Seegang deutlich wilder, sodass ich mir mit Reisetabletten helfen musste. Es hatten aber einige Passagiere mit der Übelkeit zu kämpfen.

Insgesamt war es ein schöner 2-Tages-Ausflug nach Uruguay. Die Stadt konnte aber hauptsächlich wegen ihrer Menschen und unserer tollen ersten Couchsurfing-Erfahrung punkten. Die Stadt selbst empfanden wir als „nett“, aber auch nicht mehr – vor allem, wenn man Buenos Aires schon kennt.

Heute ist Chris noch zum Fußballspiel von Estudiantes vs. River Plate gefahren. Ich bin wegen einer bösen Erkältung schweren Herzens im Hostel geblieben, um für den Flug nach Patagonien morgen fit zu werden.

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