Von Mordor nach Wellington

Von Mordor nach Wellington

Tag 12 Waikoko Valley – Tongariro Base Camp – Tongariro Crossing – Hunterville (147km)

Für diesen Tag hatten wir uns etwas ganz besonderes vorgenommen: Das Tongariro Crossing im Tongariro-Nationalpark. Wie der Name schon vermuten lässt, läuft man einmal quer durch den Nationalpark. Es ist ein 19,5km langer Weg mitten durch düstere Vulkanlandschaft und man macht etwa 800 Höhenmeter. Nicht umsonst ist der Park Schauplatz für das dunkle Land Mordor in Herr der Ringe.

Dafür hieß es früh aufstehen, bereits um 6 Uhr klingelte der Wecker. Leider kann man nicht direkt in den Park hineinfahren und loslegen, damit könnten die Kiwis ja kein Geld verdienen. Man ist also gezwungen, für 20 Euro pro Person ein Shuttle zu buchen, das einen 10 Minuten lang in den Park hineinfährt und später am Endpunkt wieder abholt. Ärgerlich, aber wir wollten das Crossing unbedingt machen, deswegen führte kein Weg am Shuttle vorbei. Pünktlich um 7:40 Uhr wurden wir am Treffpunkt abgeholt und zum Start des Weges gebracht.

Das Wetter konnte besser nicht sein, passend zum Start klarte es auf und die Sonne kam raus. Der Weg führte auf und ab, zuerst zum South Crater, dann hoch zum Red Crater, den Schicksalsberg neben uns immer im Blick.

Wir hatten tatsächlich das Gefühl, als würden wir direkt durch Mordor laufen: Überall düsteres Vulkangeröll, rauchende Krater und ein teils fieser Schwefelgeruch. Nur die strahlende Sonne am Himmel wollte nicht so recht ins Bild passen. Chris kam immer wieder seitlich vom Weg ab Richtung Schicksalsberg und faselte irgendetwas von einem Ring, den er ins Feuer werfen muss… bei genauerem Nachfragen bekam ich nur ein grummeliges “Gollum Gollum” zu hören. Ich konnte ihn zum Glück davon abhalten, den Berg zu erklimmen, der Zutritt war zum Zeitpunkt unseres Besuchs sowieso verboten.

Leider teilten wir uns den Park an dem Tag mit ganz vielen anderen Hobbits. Viele davon kamen aus dem fernen Osten, hatten die falschen Schuhe an und keinerlei Ahnung vom Bergwandern. So stolperte und rutschte einer nach dem anderen den Geröllberg hinunter mit bester Sicht auf die vielen Bergseen.

Vor allem anfangs war es sehr warm bei der Wanderung, aber spätestens beim Weg zum höchsten Punkt der Strecke, dem Red Crater, war der sehr starke Wind bei 5 Grad Celsius unerträglich. So zogen wir alle Sachen an, die wir dabei hatten und waren froh darüber. Einige andere Wanderer sind wieder umgekehrt oder versuchten das steile Stück so schnell wie möglich hinter sich zu bringen ohne zu erfrieren.

Nach 5h45 erreichten wir incl. einer halbstündigen Pause das Ziel, der Weg war eigentlich mit 7-8 Stunden angegeben, aber wir waren es ja schon gewöhnt, dass die Zeitangaben nie so ganz stimmen, zudem haben wir uns nach den ganzen Wanderungen ein recht sportliches Tempo angeeignet. Diese Wanderung sollte eigentlich jeder auf seinem Plan haben, der auf der Nordinsel ist. Eine der schönsten Wanderungen hier, auch wenn diese anstrengend ist. Per Shuttle ging es dann wieder zurück zu unserem Van.

Die Frage nach einer Dusche beim Campingplatz nebenan wurde mit “22 Dollar pro Person” beantwortet, was etwa 14 Euro entsprach. Wir haben dankend abgelehnt und unser eigenes Wasser im Van benutzt. Dann machten wir uns auf weiter Richtung Wellington im Süden, nicht ohne bei McDonald’s anzuhalten und uns mit Burger und Co. zu belohnen. Für die Nacht fanden wir einen kleinen Freedom Campingplatz in Hunterville mit dem saubersten Plumpsklo, das wir bisher gesehen hatten.

Tag 13 Hunterville – Waikanae (125km)

An Tag 13 ist nicht allzuviel passiert. Es regnete eigentlich den ganzen Tag und wir waren etwas kaputt von der Wanderung am Tag zuvor. Also verbrachten wir den Tag im Van mit Filme schauen. Gegen Nachmittag machten wir noch ein paar Kilometer bis Wellington gut und übernachteten auf einem Parkplatz vor einem Wrestling Club in Waikanae, der als Freedom Campingplatz gekennzeichnet war. Es regnete weiterhin, sodass wir den Rest des Tages mit Planen für die Südinsel verbrachten.

Tag 14 Waikanae – Wellington (60km)

Auch der nächste Tag begann mit Nieselregen. Wir fuhren also erstmal ins hiesige Shoppingcenter, da wir eine neue SIM Karte brauchten. Im Anschluss ging es nebenan ins Schwimmbad. Für sensationelle 90 Cent konnte man hier nämlich die Duschen nutzen: Deutlich günstiger, als viel Geld für einen Campingplatz mit Dusche zu bezahlen. Frisch gesäubert ging es dann nach Wellington. So schlecht wie das Wetter war, hatten wir eigentlich überlegt, ins Nationalmuseum zu gehen. Kurz vor Wellington passierte aber das, was in Neuseeland häufiger passiert: Das Wetter änderte sich schlagartig und es waren plötzlich warme, sonnige 25 Grad. Also entschieden wir uns kurzerhand um und beschlossen, unser Glück beim einzigen Freedom Campingplatz am Hafen zu probieren. Hier gab es nur eine bestimmte Anzahl von Plätzen, die normalerweise bereits um die Mittagszeit alle belegt sind. Wir waren jedoch grade noch rechtzeitig und sicherten uns den vorletzten Platz. Nun konnte es losgehen in die Stadt.

Zuerst wollten wir bei dem guten Wetter aber noch den Hausberg “Mount Victoria” besteigen. Dieser befindet sich etwas südlich des Stadtzentrums und wir mussten feststellen, dass er höher war als zunächst angenommen. Endlich nach 60 Minuten oben angekommen, wurden wir mit einer tollen Aussicht über Stadt und Meer belohnt. Das Duschen vorher hätten wir uns jedoch sparen können 😉

Im Anschluss gingen wir wieder runter bis zum Oriental Bay. An dieser Strandpromenade sieht man viele verschiedene Menschen, die joggen gehen, ihren Hund spazieren führen oder einfach nur die Promenade entlang schlendern und Eis essen. Letzteres haben wir auch direkt getan 🙂

Danach liefen wir in die Innenstadt von Wellington. Rund um die Cuba Street finden sich viele kleine Geschäfte, Cafés und Restaurants. Hier blieben wir in einem Café und hatten nach dem ganzen Instant-Kaffee morgens endlich mal wieder einen guten Cappuccino.

Die Ruhe wurde allerdings etwas getrübt, als es zwischen zwei Typen ein paar Meter von uns entfernt zum Streit und zu einer Fast-Schlägerei kam. Die Kiwi-Polizei war aber schnell vor Ort und klärte alles auf neuseeländische Art: Ganz ruhig und bedacht wurde mit den Parteien gesprochen und das Problem gelöst. In den USA hätte hier schon längst einer irgendwem eine reingehauen oder eine Waffe gezogen.

Zum Abendessen gab es Burger&Pommes von “Ekim Burgers”, einem etwas alternativen Burgerladen, der so auch hätte in Berlin stehen können.

Im Anschluss testeten wir die Barszene etwas aus, schließlich war noch Happy Hour, wo das Bier nur 4 Euro kostete. Hier hielten wir uns neben der ganzen Pale Ale-Auswahl doch lieber ans Lager, was noch am ehesten genießbar war. Wir endeten auf diese Art in einem Irish Pub – wo auch sonst. Hier gab es Livemusik, kostenloses Billard und einen Liter TUI oder DB Export für 6 Euro.

Beides Leichtbier und daher nicht sonderlich schmackhaft aber wir mussten ja sparen. Dass wir tagsüber so viel gelaufen waren, rächte sich dann übrigens beim Heimweg. Fast eine Stunde dauerte es, bis wir wieder an unseren Van waren, wo wir müde ins Bett fielen.

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