One week Rio

One week Rio

Nach dem Biertasting wurden wir am Sonntagabend von Bruno und Luciana abgeholt, bei denen wir bis Freitagmorgen übernachteten. Die beiden haben wir dieses Jahr auf Kathis&Milans Hochzeit kennen gelernt.

Es war eine echt sehr tolle Zeit, da wir einiges mehr über die Stadt und die Leute kennengelernt haben und natürlich auch den einen oder anderen Tipp bekommen haben, wo man sich eher nicht rumtreiben sollte und wo es sicherer ist. In ihrem Zwei-Zimmer Appartement im Stadtteil Barra da Tijuca angekommen, haben wir erstmal den Eindruck bekommen, dass wir uns im Hochsicherheitstrakt befinden. Die Einfahrt zu den zwei Hochhäusern ist durch ein 3m hohes Tor gesichert. Die Einfahrt funktioniert durch einen RFID-Chip, der an die Innenseite des Fahrzeugs geklebt wird. Nichtsdestotrotz sichern hinter dem Tor zwei Wachmänner den Eingang und prüfen nochmal grob, ob sie zumindest ein paar Personen im Fahrzeug kennen. Zwischen den beiden Hochhäusern mit ca 450 Appartments ist ein großer Pool, Tennisplätze, ein kleiner Fußballplatz, ein Fitnessraum und sogar ein Restaurant. Also eigentlich muss man nicht vor die Tür gehen.

Als wir die Sachen dann verstaut haben, sind wir auch direkt weiter zum Einkaufszentrum, um eine Kleinigkeit zu essen. Das Einkaufszentrum befindet sich mit dem Auto nur drei Minuten entfernt. Normalerweise würde man die Strecke laufen, aber wenn es dunkel ist, gehen die Cariocas nicht mehr so gern zu Fuß auf die Straße. Auch auf dem Weg dorthin haben wir festgestellt, dass sämtliche Gebäude mit dicken hohen Toren und meistens mit mindestens einem Wachmann dahinter geschützt sind. Die goldene Regel, die wir so ziemlich von jedem Einheimischen bekamen: Nie bei Dämmerung oder Dunkelheit auf die Straße. Selbst bei Tag sollte man stets wachsam sein und bei einem komischen Gefühl lieber die Straßenseite wechseln. Um es vorweg zu nehmen: Unsicher haben wir uns eigentlich nie wirklich gefühlt, wir waren aber auch immer vor Einbruch der Dunkelheit zurück.

Auch das Einkaufszentrum war natürlich mit unzähligen Wachmännern und Polizisten gesichert. Das Einkaufszentrum hier um die Ecke
war sehr modern und sämtliche Geschäfte hatten auf jeden Fall bis nach 22Uhr geöffnet. Zu unserem Erstaunen war hier großer Andrang auch zu später Stunde. Die Geschäfte unterscheiden sich nicht wirklich von unseren, allerdings wirkten auch die weiteren Einkaufszentren, die wir gesehen hatten architektonisch kunstvoller.

In den letzten Tagen haben wir uns zum Frühstück selbst versorgt und dazu gehörten hauptsächlich Brötchen/Semmeln, Wurst und Käse und Obst. Bei den Brötchen gab es keine wirkliche Auswahl, denn in jedem Supermarkt gab es eigentlich nur eine Sorte, die sehr luftig gebacken war und dadurch relativ groß wirkte und einem Baguettebrötchen nahe kam. Umgerechnet kamen diese auf etwa 40 Cent. Die Wurst bzw. den Schinken, den wir geholt haben, war recht günstig bei 200g für etwa 1,40€. Dagegen war der Käse aus unserer Sicht doch ziemlich teuer bei fast 4€ für 100g. Allerdings machte das Obst/Früchte den Preis wieder wett, da es fantastische Qualität zum kleinen Preis gab. Mango, Avocado, Bananen, etc. waren einfach nur lecker und gűnstig zu haben. In jedem Supermarkt nahm der Früchtebereich auch einen sehr großen Anteil ein. Generell machte es Spaß in Supermärkten einzukaufen, da sie sehr gepflegt und sauber waren. Das lag evtl. auch an der Anzahl der Angestellten, denn an den Kassen standen pro Kasse meistens zwei Angestellte, aber auch nicht immer wirklich zum Arbeiten. Da wurde dann doch mal eher erst das Gespräch mit der Kollegin beendet, bevor der Kunde bedient wird. Das Tempo passte sich auch der brasilianischen Gelassenheit an, man hatte nie das Gefühl, dass jemand unter Stress arbeitet. Das war auch die angenehme Seite daran, denn Zeit hatten wir ja zu Genüge und Stress wollten wir nicht.

Wir haben in unserer ersten Woche viele verschiedene Dinge probiert, vor allem natürlich Fleisch. Kurzum gesagt: Das Essen ist einfach nur der Wahnsinn. Die Fleischqualität ist wahrscheinlich nur in Argentinien zu überbieten. Laut Bruno ist das beste Stück Fleisch, das es gibt, ein argentinisches Steak, das von einem Brasilianer zubereitet wird. Genau das konnten wir am Montag Abend erleben, als wir mit Bruno und Luciana bei einem Steak-Rodizio waren. Das ist wie ein All you can eat nur mit Fleisch. Alle paar Sekunden kommt ein anderer Kellner am Tisch vorbei und schiebt einem eine neue Leckerei von Rind, Schwein, Lamm oder Huhn auf den Teller. Hier kann man quasi jedes Teil von jedem Tier probieren – auch Hühnenherzen am Spieß gehörten dazu. Wir haben uns nach dem Probieren dann aber doch eher am Rind orientiert… Beilagen waren nebensächlich. Interessant war aber, dass es zu fast jedem Fleischgericht „Farofa“ gab – geröstetes und angemachtes Maniokmehl. Und ist nach wie vor schleierhaft, warum man das dazu isst. Am Ende des Rodizio-Abends hatte Chris wahrscheinlich nicht weniger als eine halbe Kuh intus. Daraufhin hat er 24 Stunden keine weitere Nahrung aufnehmen können.

Am Dienstag und Mittwoch haben wir unsere Hosts dann mit selbstgemachter Lasagne und Kaiserschmarrn bekocht. Dazu gab es einen Drink aus Ananas, Kondensmilch und Sake, der direkt aus der Ananas heraus mit Strohhalm getrunken wird. Kondensmilch wird hier für alles mögliche verwendet, z.B. machte Luciana auch einmal „Brigadeiro“ für uns, eine Art Pudding aus Kondensmilch und Kakao. Sehr lecker, aber die gummiartige Konsistenz war etwas gewöhnungsbedürftig.

Von dem Regen am Sonntag sollte leider auch noch einiges für den Rest der Woche übrig bleiben, sodass wir das erhoffte durchgängig sonnige Wetter nicht bekamen. Dementsprechend waren auch die Cariocas nicht auf der Straße, wir konnten leider nie die berühmten Samba Vibes mit Caipirinha unter freiem Himmel erleben. Das war aber nur halb so wild, denn dadurch war es tatsächlich auch angenehm, draußen herumzulaufen und in der Stadt nicht zu schmelzen. Trotz des schlechten Wetters haben wir uns natürlich ein paar Sehenswürdigkeiten angeschaut. Über den Morro da Urca neben dem Zuckerhut und unsere Fahrt zur Christusstatue haben wir ja bereits berichtet.

Am Donnerstag sind wir zur Escadaria Selaron, Carioca Aqueduct, dem Theatro Municipal sowie dem sehr schönen Park Parque Lage. Nicht zu vergessen natürlich der Besuch des Maracana: Mal in den guten alten Zeiten schwelgen, als Deutschland noch vernünftigen Fussball gespielt hat. „Alt“ ist hier das richtige Stichwort, da das Stadion vier Jahre nach der WM relativ heruntergekommen wirkt, obwohl noch regelmäßig Spiele stattfinden. Eigentlich wollten wir eines davon besuchen, dummerweise gab es nur ein Derby zwischen Fluminense gegen Flamengo am Wochenende. Naja und Derbys zählen auch hier als Risikospiele, wodurch wir das dann doch lieber gelassen haben. Zum Maracana sind wir mit der Ubahn gefahren, welche ca. 1€ für eine EInzelfahrt kostet und unabhängig von der Menge der Stationen bzw. irgendwelchen Ringen.
Meistens sind wir aber zu den Zielen mit dem Taxi oder mit Uber gefahren, was eine der besten Reisemöglichkeiten in Rio ist, da man direkt zum gewünschten Punkt kommt. Es ist sicher und zudem noch günstiger als ein Taxi. Dafür benötigt man natürlich zwischendurch Internet, da man das Auto per App bestellt. Da man nicht immer überall an freies W-Lan kommt, haben wir uns eine Simkarte besorgt und diese dann in einem portablen W-Lan-Hotspot genutzt. Der Kostenpunkt für 1,5GB Daten für 7 Tage liegt bei umgerechnet 1,80€, die Simkarte selbst bekommt man für gute 2€.

Die Stadtteile Copacabana und Ipanema gelten als die wenigen sicheren Stadtteile, in denen man auch bei Dunkelheit abends noch herumlaufen kann. Die Strände sind sehr weitläufig, überall Fussball- und Volleyballnetze, teilweise auch offizielle Spiele, also Mannschaften mit Trikots waren keine keine Seltenheit. Da diese Strände jedoch sehr bekannt sind, waren diese dementsprechend auch überlaufen. In unserem Stadtteil Barra da Tijuca gibt es auch einen Strand, welcher in lediglich 5 Minuten zu Fuß zu erreichen ist. Hierfür muss man witzigerweise mit einem kleinen Boot direkt vor dem Hinterausgang des Gebäudetrakts einen Kanal überqeren. Dieses Boot ist wohl nur für die Bewohner der Gebäude da und fährt ab, sobald eine Peson an einem Ende des Ufers auf die andere Seite möchte. Der Strand bei uns war ebenfalls sehr schön und weit weniger überlaufen. Sicherlich spielt das Wetter auch eine Rolle. Doch bei bewölktem Himmel und ca. 28 Grad fühlte es sich am Strand sehr kühl an, was auch dem Wind geschuldet war. Dennoch war es sehr schön und wir genossen die Zeit dort. Es war ruhig um uns herum, wir schauten den Wellen zu spielten Kniffel. Das Wasser war übrigens sehr frisch, aber wenn man mal drin war, dann konnte man es auch eine Zeit lang aushalten.

Da das Wetter in den nächsten Tagen nicht unbedingt sehr sonnig werden soll, dachten wir uns, dass wir mal weiterziehen und über das Wochenende zu den Iguazu Wasserfällen fliegen bevor wir dann endlich auch das argentinische Fleisch genießen werden.

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